Anette Haas — »ornamental«
&
Aiko Tezuka [JP]... Alain Biltereyst [BE]... Astrid Schindler [DE]... Denise Winter [DE]... Don Voisine [US]... Hansjörg Schneider [DE]... Majla Zeneli [AL]... Sarah Smolders [BE].
Eröffnung am Sonntag, 24. November 2024, 12 bis 16 Uhr
Einführung um 14 Uhr
Ausstellung bis 26. Januar 2025
… DE …
drucken… ist eine Ausstellung zur künstlerischen Technik der Vervielfältigung. Sie verbindet zwei Teile: Neue Arbeiten aus der Werkstatt von Anette Haas werden begleitet von Werken acht ausgewählter Künstlerinnen und Künstler. So wird zum einen verdeutlicht, wie der gezielte Einsatz des Druckens Positionen der Malerei erweitert, wie bei Alain Biltereyst und Don Voisine; oder wie für ansonsten in der Textil- bzw. Installationskunst arbeitende Künstlerinnen wie Aiko Tezuka oder Sarah Smolders, das Drucken einen eigenen Wert besitzt. Und andererseits werden besondere, sehr speziell eingesetzte Möglichkeiten des Druckens gezeigt, wie in den Arbeiten von Majla Zeneli, Astrid Schindler, Denise Winter und Hansjörg Schneider. So verstärken sich das Nebeneinander und Zusammenwirken der Ausstellungsteile wechselseitig.
… EN …
drucken…
Anette Haas — »ornamental«
&
Aiko Tezuka [JP]... Alain Biltereyst [BE]... Astrid Schindler [DE]... Denise Winter [DE]... Don Voisine [US]... Hansjörg Schneider [DE]... Majla Zeneli [AL]... Sarah Smolders [BE].
Opening Sunday, November 24, 2024, 12–4 p.m.
Introduction at 2 p.m.
Exhibition until January 26, 2025
drj-art-projects.com/drucken/
drucken… (printing…) is an exhibition on the artistic technique of multiplication. It consists of two parts: new works from the print studio of Anette Haas are accompanied by works by eight selected artists. On the one hand, this illustrates how the specific use of printing expands positions of painting, as in the work of Alain Biltereyst and Don Voisine; or how printing has its own value for artists such as Aiko Tezuka or Sarah Smolders, who otherwise work in textile respectively installation art. On the other hand, special and very specifically used possibilities of printing are on display with the works of Majla Zeneli, Astrid Schindler, Denise Winter and Hansjörg Schneider. In this way, the juxtaposition and correlation of the exhibition’s sections are mutually reinforcing.
… DE …
Anette Haas — »ornamental«
Die Bedeutung von Farbe, Form, Linie, Raum, Ort sind zentrale Themen im künstlerischen Werk von Anette Haas. In ihrer ersten Einzelausstellung .rand.bedingungen. bei dr. julius waren 2012 neben einem Fokus auf Malerei insofern auch zwei Arbeiten und ein Künstlerinnen-Buch ihres Projekts Near Here ausgestellt. Darin waren in prägnanter Schablonenschrift geschriebenen Begriffen wie a shouting, a shrieking jeweils handgezeichnete Lineaturen unterschiedlicher Varianten gegenübergestellt. Hintergrund dessen waren Beobachtungen und Erfahrungen, die die Künstlerin während eines Aufenthaltsstipendiums in Nashville/Tennessee, gemacht hatte. Ihre dortige Bewegung im Stadtraum mittels des völlig orts-untypischen Verkehrsmittels Fahrrad brachte sie an außergewöhnliche Orte. Unter Zuhilfenahme der seinerzeit gerade aufkommenden Orientierung anhand satellitengestützter Karten und Fotos eröffneten sich ihr unerwartete Beobachtungen. Mit dem genau wahrnehmenden Blick der europäischen Künstlerin für die urbanen Situationen und Besonderheiten einer mittelgroßen amerikanischen Metropole, mündeten diese bald in spezifische Recherchen und anschließend in spezifische Werke, etwa zu Schauplätzen des amerikanischen Bürgerkriegs. Denn diesen wurden vor Ort zwar Gedenk- und Hinweistafeln gewidmet, die angaben, dass Near Here ein spezielles Ereignis stattgefunden hatte. Im Alltag der Menschen innerhalb ihrer autogerechten Stadt waren diese jedoch quasi un-wahrnehmbar geworden. Anette Haas erkundete in der Folge diverse historische Orte und recherchierte neben deren lokalgeschichtlichen Zusammenhängen in Archiven auch Foto- und Kartenmaterial. Die künstlerischen Übertragungen des Erarbeiteten, in etwa die bereits erwähnten Zeichnungen, sowie Foto-Montagen aus einzelnen Satellitenbildern von Gebäuden und Infrastrukturanlagen, waren Werkergebnisse, die sie mit zurück nach Berlin brachte. Das Interesse und die Auseinandersetzung mit den in Nashville aufgenommenen Phänomenen und deren Geschichte blieben ihr in der Folge fortlaufend erhalten.
Für ihre Ausstellung »ornamental« verarbeitet die Künstlerin nun Motive und Inhalte aus ihrer Reihe Nashville Ornamentals auf neue Weise: Siebdrucke der erwähnten Satellitenbilder ausgewählter Infrastrukturanlagen zeigen riesige Eisenbahnanlagen, Rückhaltebecken oder historische Festungen amerikanischen Maßstabs. Anette Haas erkennt in ihnen ornamentale Formen, weist gezielt gesetzten Ausschnitten entsprechend Begriffe wie TULIP, OVAL oder ORBIT zu und verbindet damit Struktur, Form und Wort neu.
Zudem werden neue Lithografien von Anette Haas ausgestellt. Deren Motive haben sowohl eine deutliche Nähe zu ihren zeichnerischen Werken, als sie auch durch die Kombination von Grafik und Schrift an die Nashville-Arbeiten anknüpfen. In einer vierteiligen Reihe sind beispielsweise Linienzeichnungen kurze, einsilbige Begriffen zugeordnet, die sowohl im Englischen als auch im Deutschen existieren, jedoch mit unterschiedlicher Bedeutung – sogenannte »false friends«. Schrift und Zeichnung werden so zu Elementen dieser beziehungsreichen Wort-Bild-Kompositionen verknüpft.
Während die Technik der Lithografie auf eine frühe Faszination aus dem eigenen Studium zurückgeht, ist der grundsätzliche Fokus auf künstlerische Techniken als solche auch ein Ergebnis der Arbeit von Anette Haas als Professorin am Fachgebiet Kunst und Gestaltung des Studiengangs Architektur der Leibniz Universität Hannover, das sie seit 2014 leitet. Die inneren Zusammenhänge künstlerischer Arbeit an Studierende der Architektur zu vermitteln, hat sie auf eine Vielzahl inspirierender Wege geführt. Gerade auch hinsichtlich einer Rückbesinnung auf grundlegende künstlerische Werk-Techniken eröffnete diese andere Art der Auseinandersetzung mit Inhalt, Ausdruck, Motivfindung und Realisierung seither einen erneuerten Blick und andere Möglichkeiten auf die Umsetzung ihrer künstlerischen Konzepte.
Gab also die Ausstellung .rand.bedingungen. von 2012 noch tiefe Einblicke in ihre langjährige Auseinandersetzung mit Malerei, Farbe und Farbraum, waren 2016 in Weißbruch Papierarbeiten mit Pigmentstiften aufwändig händisch anlegten Farbflächen und deren Wechselwirkung mit speziellen Oberflächen- und Materialeigenschaften des Papiers zentral. 2020, in Schraffuren, trat dann mit Gips-Gusstechnik und grundlegenden zeichnerischen Arbeiten bereits eine in der Lehre weiterentwickelte Thematik in das Spektrum der Werke von Anette Haas ein. Mit »ornamental« erweitert sie nun diese Reihe um eine konsequente Ausstellung zur Wechselwirkung von konzeptbasiertem Inhalt und künstlerischer Technik.
… EN …
Anette Haas — »ornamental«
The significance of color, form, line, space, and site are central topics in the artistic work of Anette Haas. In addition to a focus on painting, her first solo exhibition, .rand.bedingungen. at dr. julius in 2012, included two works and an artist’s book from her Near Here project as well. In it, terms such as a shouting and a shrieking were written in a distinctive stencil font and juxtaposed with hand-drawn lineatures of different variants. The backdrop to this was the observations and experiences the artist made during a residency in Nashville, Tennessee. She moved around the city using a bicycle, a completely atypical means of transport for the locale, which got her to extraordinary places. With the help of the then-emerging satellite-based maps and photos, she was able to make unexpected discoveries. With the European artist’s keen eye for the urban situations and peculiarities of a medium-sized American metropolis, these soon led to specific research and subsequently to specific works, for example on sites of the American Civil War. Memorial and information plaques had been put up locally, indicating that a special event had taken place near here. However, these had become virtually imperceptible in the everyday lives of the people within their car-friendly city. Anette Haas proceeded to explore various historical sites and researched not only their local historical context in archives, but also photo and map sources. The artistic translations of what she had learned, such as the aforementioned drawings, as well as photo montages of individual satellite images of buildings and infrastructure, were the results of her work that she took back to Berlin. Her interest in and examination of the phenomena and history she encountered in Nashville remained with her and continued to grow.
For her exhibition »ornamental«, the artist is now reworking the motifs and content from her series Nashville Ornamentals in a new way: silkscreens of the previously mentioned satellite images showing selected infrastructure reveal huge railroad systems, reservoirs, and historic fortresses on an American scale. Anette Haas recognizes ornamental forms in them, assigns terms such as TULIP, OVAL or ORBIT to deliberately cropped sections and thus combines structure, form and word in a new way.
In addition, new lithographs by Anette Haas are being exhibited. Their motifs are clearly related to her drawings, and their combination of graphics and writing also links them to the Nashville works. In a four-part series, for example, line drawings are assigned to short, monosyllabic terms that exist in both English and German but have different meanings – so-called »false friends«. Writing and drawing are thus linked to elements of these evocative word-image compositions.
While the technique of lithography goes back to an early fascination from her own studies, the fundamental focus on artistic techniques as such is also a result of Anette Haas‘ work as a professor at the Department of Art and Design in the Architecture Program at Leibniz Universität Hannover, which she has headed since 2014. Communicating the inner connections of artistic work to students of architecture has led her down a variety of inspiring paths. Especially with regard to a return to basic artistic techniques, this different way of dealing with content, expression, motif development and realization has since opened up a renewed view and different possibilities for implementing her artistic concepts.
While the 2012 exhibition .rand.bedingungen. (i.e. .marginal.condition.) provided deep insights into her long-standing engagement with painting, color and chromatic space, the 2016 Weißbruch (i.e. stress whitening) exhibition centered on works on paper, with pigment pencils used to create elaborate hand-drawn color fields and their interaction with the paper’s special surface and material properties. In 2020, in Schraffuren (i.e. hatchings), a plaster casting technique and fundamental drawing works already entered the spectrum of Anette Haas’s works as a topic further developed in teaching. With »ornamental«, she is now expanding this series with a consistent exhibition on the interaction between concept-based content and artistic technique.