Zum Tod von Hartmut Böhm

Am 26. Dezember 2021 starb im Alter von 83 Jahren der Künstler Hartmut Böhm in Berlin. Böhm war einer der profiliertesten Vertreter der konkret-konstruktiven Kunst, dessen Werke in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten sind. Geboren 1938 in Kassel studierte er von 1958 bis 1962 an der dortigen Kunsthochschule bei Arnold Bode und erlangte in den 1960er Jahren im Rahmen der Künstlerbewegung Nouvelle Tendance internationale Bekanntheit.

Böhms Arbeiten verdanken sich stets einer klaren Systematik, die auf mathematischen und geometrischen Grundlagen basiert. Bereits während seines Studiums entwickelte Hartmut Böhm sein erstes systematisches, weißes Relief, kurze Zeit später folgten die Progressionen gegen Unendlich, die sich zu seiner charakteristischsten Werkgruppe entwickeln sollten. Seine der Minimal Art nahestehende Ästhetik greift auf industriell vorgefertigte Materialien wie zum Beispiel Stahlträger und Kunststoffe, aber auch Gegenstände des Alltags zurück. Aus ihnen entwickelte Böhm nicht nur räumliche Interventionen und Setzungen, sondern auch plastisch konzentrierte Arbeiten von strenger Poesie. Sein Werk zeichnet sich durch eine thematische Stringenz in der Entwicklung über mehr als sechs Jahrzehnte aus.

Hartmut Böhm 2021


Als Künstler und langjähriger Hochschullehrer gehörte Hartmut Böhm zu den prägenden Persönlichkeiten der konkret-konstruktiven Kunst in Deutschland. Sein Schaffen wurden in zahlreichen Einzelausstellungen im In- und Ausland präsentiert und Böhm war an den maßgeblichen Gruppenausstellungen zur konstruktiven und kinetischen Kunst beteiligt, darunter 1964 Nouvelle Tendance im Musée des Arts Décoratifs in Paris und 1965 im Muzej Suvremene Umjetnosti in Zagreb sowie Kinetika im Museum des 20. Jahrhunderts 1967, Wien. Darüber hinaus war er in der Ausstellung construction in process vertreten, die 1981 von Künstlern und der Gewerkschaft Solidarność in Lodz realisiert wurde. 1990 wurde Böhm mit dem Camille- Graeser-Preis ausgezeichnet. 2013 zeigte das Pariser Grand Palais Böhms Arbeiten in der Ausstellung Dynamo. A century of light and motion in art

Sein Werk wird durch die Galerien Hoffmann (Friedberg), Roy (Felanitx), Bartha Contemporary (London), Minus Space (New York), drj art projects (Berlin) und Mathias Güntner (Hamburg), vertreten. Aktuell zeigt die Stiftung für konzeptuelle Kunst in Soest eine Einzelausstellung Hartmut Böhms unter dem Titel »System und Progression«.


Text: Monika Brandmeier
Foto: Matthias Seidel