_ 22. März bis 24. April 2012
Edgar Diehls Gemälde sind unter einem bestimmten Blickwinkel Reliefs, unter einem anderen Blickwinkel Wandskulpturen oder Wandobjekte, und unter einem dritten Blickwinkel Gemälde; auf diese Weise stehen sie – so widersprüchlich das auch offensichtlich ist – erstens der kubistischen Malerei nahe, zweitens der frühen konstruktivistischen Kunst, drittens der konkreten Malerei, und viertens der Op Art. […]
Seine Reliefs unterscheiden nicht mehr zwischen einem materiellen Bildträger und darauf montierten Gegenständen oder Materialien; seine Reliefs sind keine Konstruktionen [im Sinne von Zusammensetzungen]; sondern der flache Bildträger selbst wird durch Knicken zu einer reliefartigen Oberfläche. So entsteht eine flache Wandskulptur, die zwar für den frontalen Blick weitgehend in der dargebotenen Oberfläche mit ihren Kanten aufgeht, […] sie fordert umgekehrt die Bewegung vor dem Gemälde, damit die optischen Effekte der „Reliefierung“, der Räumlichkeit des Bildträgers [und zugleich Bildes] entdeckt werden können. […]
Durch sehr unterschiedliche Verfahrensweisen erzeugt Edgar Diehl in seinen auf den ersten Blick so geregelten und gesetzmäßigen Gemälden eine Vielzahl von Irritationen, Verschiebungen und Veränderungen in der Wahrnehmung, die bis zu Umschlagsphänomenen gehen. Das hat kaum mit optischen Täuschungen zu tun: nur ein identifizierendes Bewusstsein, das Gegenstände festzustellen und festzulegen versucht, kann getäuscht werden. Vielmehr setzen die Objekte von Edgar Diehl die Betrachter der Erfahrung aus, dass das Sichtbare nur ein komplexer Effekt der situativen Wahrnehmungsbedingungen ist. […]