Monika Brandmeier — Reim und Blei

Eröffnung Freitag, 9. Februar 2024, 17 bis 21 Uhr, mit einer Einführung um 19 Uhr.

Gespräch mit Monika Brandmeier am Donnerstag, 21. März 2024 um 18 Uhr.
Türen öffnen um 17 Uhr.

Ausstellung endet am 13. April 2024

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Mit dem Titel Reim und Blei schlägt Monika Brandmeier einen spezifischen Blick auf die in der Ausstellung versammelten Arbeiten vor. Stücke aus den letzten zwei Jahren treten in Beziehung zu einigen frühen Werken und zeigen anschaulich, wie sich Motive – mal verhalten, mal ganz deutlich – durch die Werkentwicklung ziehen.

Haken spielen eine Rolle, die ihre Linien wie gekrümmte Finger oder offene Hände in den Raum halten. Leerraum und Schwere sind zentrale Motive. Und wie so oft in ihren Arbeiten ist das Befestigen, Klemmen und Halten keine nur technische Nebensache, sondern selbst Motiv.

Der Reim, hier verstanden als eine aus der Form gefolgerte Ähnlichkeit, ist Verstärkung, Vergewisserung, Erwiderung, und im Gegenüber auch manchmal die Spiegelung unserer Körpersymmetrie.

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Monika Brandmeier — Reim und Blei

Opening Friday, Februar 9, 2024, 5 – 9 pm, Introduction at 7 pm.

Talk with Monika Brandmeier Thursday, March 21, 2024 at 6 pm.
Doors open at 5 pm.

Exhibition ends April 13, 2024


With the title Reim und Blei [Rhyme and Lead], Monika Brandmeier invites us to take a specific look at the works in the exhibition. Pieces from the last two years relate to some early works and reveal in a clear way how motifs – sometimes restrained, sometimes very obvious – emerge throughout the development of her work.

Hooks play a role, stretching their lines into space like curved fingers or open hands. Empty space and weight are central motifs. And, as so frequently within her work, attaching, clamping and holding is not just a technical side issue, but a motif in itself.

The rhyme, conceived here as a similarity derived from the form, is reinforcement, reassurance, response, and sometimes also the mirroring of our physical symmetry in the counterpart.

Alain Biltereyst – AS IF IT WERE

Opening Friday, November 24, 2023, 5 to 9 pm
Introduction at 7 pm
Exhibition through January 27, 2024

>>>EN<<<

Belgian artist Alain Biltereyst [b. 1965] is known for his abstract works which reveal a persistent interest in the imagery of our urban environment. His paintings on small wooden panels are characterized by a close attention to layering with a particular emphasis on specific colours and shapes. The visual quality of his large formats and murals is equally impressive.

In the exhibition AS IF IT WERE, Biltereyst broadens the palette of his artistic enquiry. Over the years, during his ongoing search for visual content, he has collected thousands of images from everyday life. In his publications, he often confesses to a fascination with commercial images – typography, logos, advertising, commercial graphics and trivial design – and the way in which they jostle for our attention. At drj, Biltereyst is, for the first time, exhibiting a selection of these photographs as autonomous works. Biltereyst’s idiosyncratic, almost reverent, approach treats this source material as a precious find. The photographs hang in rows as in a filmstrip or panorama. They are in dialogue with his paintings and are shown as a series of A4 size units, each discreetly building upon the last. For the viewer, the relationship between observation, inspiration and transformation is thus revealed in the artist’s work.

We rarely consider the fact that the abstract art of the modernists has defined much of our visual world. Alain Biltereyst constantly draws attention to these references. What were once forms developed years ago are complemented by their use in pop culture. Biltereyst’s oeuvre shows a keen interest in the modern and how it has permeated our popular culture. He succeeds in referencing these historical abstractions of the past, while cataloguing his own world.

In addition, a work by Biltereyst will also be on display in the public space in an outdoor in-situ operation. The idea of communicating with passers-by on the street has already been seen, to great effect, in Esther Stocker’s inspired OUTBREAK. Alain Biltereyst’s contribution now offers an excellent opportunity to develop this concept further.


Alain Biltereyst – AS IF IT WERE
Painting, photography and a work in public space.

Opening Friday, November 24, 2023, 5 to 9 pm
Introduction at 7 pm
Exhibition through January 27, 2024

>>>DE<<<

Alain Biltereyst – AS IF IT WERE

Eröffnung Freitag, 24. November 2023, 17 – 21 Uhr
Einführung um 19 Uhr
Ausstellung bis 27. Januar 2024

Der belgische Künstler Alain Biltereyst [*1965] ist für abstrakte Werke bekannt, die sein spezifisches Interesse an der Bildsprache urbaner Lebenswelten zeigen. Seine Gemälde auf kleinformatigen Holzpaneelen zeichnen sich zudem durch eine sehr spezielle Art der Farbschichtung aus, wobei er besonderen Wert auf bestimmte Farben und Formen legt. Auch die visuelle Qualität seiner größeren Formate und Wandarbeiten ist bestechend.

In der Ausstellung AS IF IT WERE erweitert Biltereyst die Bandbreite seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Im Laufe der Jahre hat er im Zuge seiner fortwährenden Erkundung visueller Inhalte Tausende Abbildungen des alltäglichen Lebens gesammelt. Auch zeugen seine Veröffentlichungen von einer großen Wertschätzung für Bilder aus der Welt der Werbung – Typografien, Logos, Anzeigen, Gebrauchsgrafiken sowie dem Alltagsdesign insgesamt – und von der Art und Weise, wie diese um unsere Aufmerksamkeit ringen. Bei drj stellt Biltereyst nun zum ersten Mal eine Auswahl von Fotografien dazu als eigenständige Werke aus. Biltereysts unverwechselbare, fast andächtige Herangehensweise an das Sujet behandelt das Ausgangsmaterial wie einen kostbaren Fund. Die Fotos werden wie in einem Filmstreifen oder Panorama aneinanderfügt. Als Reihe aus einzelnen A4-Formaten, von denen eines subtil auf dem anderen aufbaut, treten sie in einen Dialog mit seinen Gemälden. Für den Betrachter wird so die Wechselbeziehung zwischen Beobachtung, Inspiration und Transformation im Werk des Künstlers deutlich.

Nur selten wird die Tatsache reflektiert, dass die abstrakte Kunst der Moderne einen Großteil unserer visuellen Welt definiert. Alain Biltereyst verweist immer wieder auf diesen Zusammenhang. Zu dieser Zeit entwickelte Formen sind durch ihre Verwendung in der Popularkultur heute immer noch stark präsent. Biltereysts Werk ist insgesamt geprägt von einem großen Interesse an der Moderne und ihrer Durchdringung mit unserer heutigen Lebenswelt. Es gelingt ihm dabei, auf historische Abstraktionen aus der Vergangenheit zu verweisen und gleichzeitig seine ihm eigene Lebenswelt zu erfassen.

Bei drj wird zudem ein Werk von Biltereyst im öffentlichen Raum zu sehen sein, in Form einer Außeninstallation. Die Idee, so mit den Menschen auf der Straße in direkten Kontakt zu kommen, wurde bereits in Esther Stockers Werk OUTBREAK und mit großer Resonanz umgesetzt. Der Beitrag von Alain Biltereyst bietet nun eine wunderbare Gelegenheit, diese Idee weiterzuentwickeln.




Alain Biltereyst – AS IF IT WERE
Malerei, Fotografie und eine Arbeit im öffentlichen Raum.

Eröffnung Freitag, 24. November 2023, 17 – 21 Uhr
Einführung um 19 Uhr
Ausstellung bis 27. Januar 2024



Alain Biltereyst [BE]

*1965 in Anderlecht [BE]
Lebt und arbeitet nahe Brüssel [BE]

drj Programmkünstler seit 2018

www.biltereyst.com/


—DE—
Mit geübtem Auge gesetzt und mit sicherer Hand gemalt, bestehen Alain Biltereysts [*1965, BE] Arbeiten aus Motiven, die aus seiner Beobachtung des Gebrauchs von Formen, Farben und Zeichen der alltäglichen Visuellen Kommunikation abgeleitet sind. Gebrauchsgrafiken auf Schildern, Plakaten sowie Logos und Gestaltungen auf LKW-Planen oder Firmentransportern können so zum Ausgangspunkt für die Entwicklung seiner Bildinhalte werden. Durch Fokussierung und Analyse der zugrundeliegenden Gestaltungsprinzipien des Gesehenen, überträgt er die visuellen Impulse und entwickelt seine spezifische künstlerische Interpretation.

Seine Malerei zeichnet sich dabei durch eine unprätentiös, fast schon lässig wirkende Ausführung aus. Sie erzeugt einen nonchalanten, äußerst individuellen Charakter, der sich mit der an sich minimalen und unspektakulären Motivsprache zu einer außergewöhnlichen, nahezu poetischen Wirkung verbindet. Dabei nutzt er als Bildträger stets Sperrholzplatten, oft als kleinformatige Tafeln auf denen sich die Kompositionen förmlich selbst verdichten, bis hin zu mittelgroßen Formaten für komplexe grafische Konstruktionen. Aber auch raumhohe in situ Wandarbeiten, die direkt auf vorgefundenen Oberflächen ausgeführt sind, zeichnen sein Werk aus.

Es wohnt den Arbeiten jedoch auch ein zeitliches Moment inne, das den besonderen und im Wortsinne vielschichtigen Charakter der Werke mit bestimmt. Denn die Produktionsweise Alain Biltereysts beinhaltet auch, dass den Bildern von ihm und für sich selbst nicht per se ein Ewigkeitswert zugewiesen wird: Was in seinem Atelier entsteht und dort zunächst verbleibt, wird einer andauernden Revision unterzogen. Und was vor dem Blick des Künstlers nicht auf Dauer besteht, wird zurücksortiert, wieder dem Rohmaterial zugeordnet und schließlich in einem nächsten Arbeitsgang mit neuem Inhalt belegt. Dadurch bilden sich folgerichtig schichtweise, unmittelbar aus dieser Arbeitsweise entstehende, sehr lebendig anmutende und individuelle Oberflächen heraus, denen ihre Vor-Versionen eher anzumerken als tatsächlich anzusehen sind.

Alain Biltereyst lebt und arbeitet in der Nähe von Brüssel und hat international zahlreich und erfolgreich in Galerien, auf Messen und in Museen ausgestellt.

Matthias Seidel, drj, 2018

___EN___
Arranged with a practiced eye and painted with a confident hand, Alain Biltereyst’s [b. 1965, BE] works consist of motifs derived from his observation of the forms, colors, and signs used in everyday visual communication. Commercial art from signs and posters as well as logos and designs from trucks and delivery vans may thus become the starting point for his images. By focussing and analysing the underlying design principles of what we see, he conveys visual impulses and develops his own specific artistic interpretation.

His painting is characterised by an unpretentious, almost casual-seeming execution. This gives rise to a non-chalant and extremely unique character which, combined with a visual language that is in itself minimal and unspectacular, has an extraordinary, almost poetic effect. Biltereyst paints on plywood boards, often making small-format panels of formally concentrated compositions, or expanding to medium-large formats for more complex graphic constructions. His work however also includes room-high, in-situ wall paintings executed directly on whatever surface is present.

The pieces also contain a temporal element, however, which lends them their special, literally multilayered character. Biltereyst’s method of production means that his pieces are not immediately granted eternal value—neither by the artist himself nor just by virtue of their own qualities: anything that is produced in his studio and doesn’t immediately leave it is subjected to continual revision. And any pieces that don’t pass the artist’s muster in the long run are turned back into raw material and covered with new content in the next phase of work. This layered way of working results in lively and individual surfaces whose previous versions can be sensed rather than actually seen.

Alain Biltereyst lives and works near Brussels, and has exhibited internationally in galleries, art fairs, and museums, with great success. His work has already been shown at drj in START-UP! [2017] and DECADE ONE [2018].

Matthias Seidel, drj, 2018

 

Ausstellungen und Beteiligungen:

 

protocol


A drj thematic exhibition on artistic notations of time.


Opening Friday, September 15, 2023, 5 – 9 pm. Commented introduction at 7 pm.
Special hours September 16 and 17.
Exhibition through October 30, extended through November 10, 2023.
Regular open hours Saturdays, 2 – 7 pm.


Click here to open the artists‘ comments page.

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Conceptual work in art can have its initial impulse in the close observation of processes, repetitive procedures and recurring events. Their notation can provide the basis for transfers into artistic forms, visually as well as in terms of content. The possibility of comprehending their point of origin or their data basis is not necessarily immediate, rather they can be coded, ciphered, hidden, or transformed through a variety of other self-defined parameters. Thus, this type of work contains several levels of engagement and carries multidimensional content.

Initial access on the part of the viewer will be visual, sensual, or intuitive, however. Through intensive study of the works‘ backgrounds, knowledge of the rules that define them, and with the help of insightful commentary, they also become intellectually comprehensible. The artistic range is enormous, as are the subjects that determine their character. This is an essential field of interest for the programme work of drj art projects.

The exhibition protocol is particularly concerned with works of art that are based on notations of time-based phenomena, from which the artists start and transfer them into their works. They are mainly chronological or, more generally, related to processes or time frames.

:::  Daniela Comani [IT]  :::  Denise Winter [DE] :::  Jill Baroff [US] :::  Lucía Simón Medina [ES] :::  Mandy Cano Villalobos [US] :::  Sonya Schönberger [DE] :::  Gyula Sagi [HU] :::  Nils‑Simon Fischer [DE]  :::  Oliver Siebeck [DE] :::  Sunoj D [IN] :::  Willem Besselink [NL] ::: 

In dialogue with »One Year Performance 1980—1981 (Time Clock Piece)«
by Tehching Hsieh [TW/US]

Alongside the presentation and composition of the contributions by these invited and programme artists, the exhibition is in dialogue with the artist Tehching Hsieh [TW/US] and his work »One Year Performance 1980—1981 (Time Clock Piece)«, based on the personal contact between drj and the artist.

This work, that has been exhibited numerous times and at prominent venues worldwide, is currently on display for the first time in Germany at the Neue Nationalgalerie until September 24. It is the second of six long-term performances the artist completed between 1978 and 1999. The Time Clock Piece is thus the most consistent and, in some respects, most radical artwork on the relationship between art, time and life on a conceptual basis. It consists of 366 workers daily time cards that[AH1]  Hsieh stamped from April 11, 1980 to April 11, 1981, on the hour, around the clock. While doing so, he also took a film-still of himself, each time in the same position and clothing. So, for this one year, his entire day-and-night and overall life rhythm were subordinated to that moment on the hour and its documentation. From the resulting images, Tehching Hsieh has assembled a 16-mm-film that runs through the period of 366 days in about six minutes. As a reinforcement and physical evidence of the process, Hsieh begins his performance with an almost shaved head, only to end up with more than shoulder-length hair. 

With a fragment of the work, a photograph of the work’s presentation as Taiwan’s contribution to the 1997 Venice Biennale, and the respective image use permission in the form of a written document from the artist, Tehching Hsieh gets into a direct dialogue with protocol at drj art projects, elucidating the concept of the exhibition. The basic subject – the artistic notation of time – thereby experiences an enormous reinforcement in terms of content. 

For more in-depth information about his outstanding work, drj, together with Tehching Hsieh and the author of the standard work on his oeuvre, Prof. Adrian Heathfield, have compiled references and links on a special page. Through this selected and condensed compilation of accessible information, the great importance and unique position of the artist and his work become directly approachable, very clear and comprehensible.
Please click here to get there!


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protocol

Eine drj Themenausstellung zu künstlerischen Notationen der Zeit.


Eröffnung Freitag, 15. September 2023, 17 bis 21 Uhr. Kommentierte Einführung um 19 Uhr. Sonderöffnungszeiten am 16. und 17. September 2023.
Ausstellung bis 30. Oktober, verlängert bis10. November 2023.
Regelöffnungszeiten samstags von 14 bis 19 Uhr.

Hier klicken um zu den Kommentaren der Künstler:innen zu gelangen.

Konzeptuelles Arbeiten in der Kunst hat bisweilen seinen ersten Impuls im genauen Beobachten von Abläufen, repetitiven Vorgängen und wiederkehrenden Ereignissen. Deren Aufzeichnung kann die Grundlage für Übertragungen in künstlerische Formen bilden, visuell wie inhaltlich. Die Nachvollziehbarkeit der Ausgangspunkte oder der Datengrundlagen muss dabei nicht unmittelbar gegeben sein, sondern kann codiert, chiffriert, versteckt oder über andere selbstdefinierte Parameter transformiert werden. Solche Werke beinhalten mehrere Ebenen der Auseinandersetzung und tragen multidimensionale Inhalte in sich.

Der erste Zugang seitens der Betrachtenden wird jedoch optisch, sinnlich oder intuitiv sein. Durch intensive Beschäftigung mit den Hintergründen der Werke, der Kenntnis der für sie definierenden Regelwerke sowie mithilfe kundiger Kommentierung werden sie auch intellektuell verständlich. Die künstlerische Bandbreite ist dabei enorm, ebenso wie die ihren Charakter bestimmenden Themen. Hier liegt ein wesentliches Interessensfeld der Programmarbeit von drj art projects.

In der Ausstellung protocol geht es in besonderer Weise um Kunstwerke, die auf Notationen zeitbasierter Phänomene basieren, von denen die Künstler:innen ausgehen und in ihre Arbeiten übertragen. Sie sind meist chronologisch gefasst oder, allgemeiner, auf Abläufe oder Zeiträume bezogen.


:::  Daniela Comani [IT]  :::  Denise Winter [DE] :::  Jill Baroff [US] :::  Lucía Simón Medina [ES] :::  Mandy Cano Villalobos [US] :::  Sonya Schönberger [DE] :::  Gyula Sagi [HU] :::  Nils‑Simon Fischer [DE]  :::  Oliver Siebeck [DE] :::  Sunoj D [IN] :::  Willem Besselink [NL] ::: 

Im Dialog mit »One Year Performance 1980—1981 (Time Clock Piece)«
von Tehching Hsieh [TW/US]

Neben der Ausstellung und der Komposition der Beiträge dieser Eingeladenen und Künstlerinnen des drj Programms, steht die Ausstellung im Dialog mit Tehching Hsieh [TW/US] und seiner Arbeit »One Year Performance 1980—1981 (Time Clock Piece)«, der auf dem persönlichen Kontakt zwischen drj und dem Künstler beruht.

Diese Arbeit, die weltweit mehrfach und an prominenten Orten ausgestellt wurde, ist in der Neuen Nationalgalerie Berlin noch bis zum 24. September, und dabei erstmals in Deutschland zu sehen. Es ist die zweite von sechs Langzeitperformances, die der Künstler zwischen 1978 und 1999 realisiert hat. Das Time Clock Piece ist dabei das konsequenteste und in mancher Hinsicht wohl radikalste Kunstwerk zum Verhältnis von Kunst, Zeit und Leben auf konzeptioneller Basis. Es besteht aus 366 Stempelkarten, die Hsieh vom 11. April 1980 bis zum 11. April 1981 rund um die Uhr und immer zur vollen Stunde abstempelte. Dabei machte er auch ein Standbild von sich selbst, jedes Mal in der gleichen Position und Kleidung. In diesem einen Jahr waren somit sein gesamter Tag- und Nachtrhythmus und sein kompletter Lebensalltag diesem Moment zur vollen Stunde und seiner Dokumentation untergeordnet. Aus den so entstandenen Bildern hat Tehching Hsieh einen 16-mm-Film montiert, der den Zeitraum von 366 Tagen in etwa sechs Minuten ablaufen lässt. Zur Verdeutlichung und als physischer Nachweis des Prozesses beginnt Hsieh seine Performance mit einem fast kahl rasierten Kopf, um am Ende mit beinahe schulterlangem Haar zu enden.

Mit einem Fragment der Arbeit, einem Foto der Präsentation der Arbeit als Taiwans Beitrag zur Venedig-Biennale 2017 und der entsprechenden Bildverwendungserlaubnis in Form eines schriftlichen Dokuments des Künstlers, tritt Tehching Hsieh bei drj art projects in einen direkten Dialog mit protocol, der das Ausstellungskonzept verdeutlicht. Das Grundthema – die künstlerische Notation von Zeit – erfährt dadurch eine enorme inhaltliche Verstärkung.

Für vertiefende Informationen zu seinem herausragenden Werk hat drj gemeinsam mit Tehching Hsieh und dem Autor des Standardwerks zu seinem Oeuvre, Prof. Adrian Heathfield, auf einer speziellen Webpage Referenzen und Links zusammengestellt. Durch diese ausgewählte und komprimierte Zusammenstellung von verfügbaren Informationen werden die große Bedeutung und die einzigartige Stellung des Künstlers und seines Werkes unmittelbar greifbar, deutlich und nachvollziehbar.
Um die Seite aufzurufen, bitte hier klicken!


 

protocol. artists‘ comments

:::  Daniela Comani [IT]  :::  Denise Winter [DE] :::  Jill Baroff [US] :::  Lucía Simón Medina [ES] :::  Mandy Cano Villalobos [US] :::  Sonya Schönberger [DE] :::  Gyula Sagi [HU] :::  Nils‑Simon Fischer [DE]  :::  Oliver Siebeck [DE] :::  Sunoj D [IN] :::  Willem Besselink [NL] ::: 

In dialogue with »One Year Performance 1980—1981 (Time Clock Piece)«
by Tehching Hsieh [TW/US]

For English, please scroll down [on mobile devices]


Daniela Comani [IT]

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Archive In Progress ist ein 40-minütiger Videoloop, der aus 979 Zeitungsausschnitten besteht, die unter anderem aus Der Spiegel, Die Zeit, Der Tagesspiegel, Die Tageszeitung, Die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, La Repubblica und Il Corriere della Sera stammen. Dieses Material ist eine Mischung aus Politik, Kultur, Sport und täglichen Nachrichten.
Ich habe dieses Bildmaterial über mehrere Jahre hinweg gesammelt (ungefähr von 1989 bis 2020) und teilweise für die Entwicklung anderer Arbeiten verwendet. Dieser ständige Akt des Sammelns ist ein Teil meiner Praxis.
Ich begann 2015 mit 30 Minuten Material und aktualisierte es 2020 mit 10 weiteren Minuten.

Denise Winter [DE]

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21 Tage
Warten auf Sonne

Von November bis Januar geht die Sonne im norwegischen Tromsø nie richtig auf. Es ist Polarnacht in der 300 Kilometer nördlich des Polarkreises gelegenen Stadt. Am 21. Januar kommt dort jedes Jahr die Sonne zurück. Das wird gefeiert. Mit Pfannkuchen (Berliner mit gelber Füllung) und auch mit ‚Anbaden‘.
‚Taghell‘ ist es aber bereits in den Tagen davor. Nur die Sonne zeigt sich nicht. Sie bleibt noch hinter den Bergen verborgen. An klaren Tagen leuchtet das Sonnegelb hinter den Bergspitzen hervor. Am 21. Januar zeigt sich die Sonne dann nur wenige Minuten. Bereits am folgenden Tag ist sie viel länger zu sehen.

Mehrere Jahre in Folge bin ich jeden Januar nach Tromsø gefahren, um diese Zeit und den „Solen-komme-tilbake-dag“ zu erleben. 2010 Während einer AiR habe ich das Warten auf den 21. Januar festhalten wollen. Dazu habe ich jeden Tag einen Papierschnitt angefertigt. Dabei ist der erste die Vorlage vom zweiten Schnitt, der zweite Schnitt die Vorlage vom dritten und so weiter. Die Form, die entsteht wenn alle Blätter übereinander gelegt werden, verkleinert sich unregelmäßig. Nun, einige Jahre später, habe ich die Vorlagen auf 2 mm Floatglas übertragen.


Auch die zweite Arbeit erzählt vom Warten und der Vorfreude auf die Rückkehr der Sonne. Nach meiner Ankunft in Tromsø habe ich jeden Tag den Himmel beobachtet. Die Farben des Himmels verändern sich während der Dämmerung. Auch das Wetter. Meine Beobachtungen habe ich in ein kleines Heft geschrieben.

Die Sonne habe ich übrigens nie am 21. Januar gesehen. Meist hat es geschneit und der Himmel war diesig.

 Jill Baroff [US]


::: DE :::

International (London, Los Angeles, New York, Tokyo), 2012. 
Tusche auf japanischem Gampi Papier, kaschiert, geramt, 4-zeilig; je 44 x 44 cm.

International ist Teil einer fortlaufenden Serie von kreisförmigen Gezeitenzeichnungen, bei denen jede Zeichnung einen Tag der Wasserbewegung an einem bestimmten Ort darstellt. Wie eine Reihe von Uhren, die in internationalen Konzernbüros zu finden sind und die Zeit in mehreren Städten gleichzeitig anzeigen, präsentieren diese Zeichnungen simultane Muster in den Häfen von New York, Los Angeles, Tokio und London.

Lucía Simón Medina [ES]

::: DE :::

Sin título, Librettos, 2014. Hand-drawing, graphite, paper, cardboard and thread.

Sin título, Librettos besteht aus 42 Heften, die in ihrer Aufmachung an Notenhefte erinnern. Allerdings enthalten sie keine Notensysteme, sondern Zahlenreihen. Insgesamt gibt es sieben Reihen von Vielfachen der ersten sieben Primzahlen (1, 2, 3, 5, 7, 11, 13). Die Vielfachreihe von 2 ist in zwei Heften niedergeschrieben, die Reihe von 3 in drei, die Reihe von 5 in fünf Heften usw. Das Libretto Uno enthält Leerstellen, die der Anzahl der zu dieser Reihe gehörenden Primzahlen entsprechen. Dieses Werk ist eine Hommage an das Rätsel der Primzahlen und die Forschungen, die C. F. Gauß und B. Riemann auf diesem Gebiet betrieben haben.

Mandy Cano Villalobos [US]

::: DE :::

Sanities and Solitudes: Blow. Crush. Scrub. Shake. Tear. Touch. Turn. 
Sieben Videoperformances, 2020.


Die Zeit der Quarantäne im Jahr 2020 hat die Gewohnheiten und Routinen des täglichen Lebens unterbrochen. Die Zeit blieb stehen und drehte sich in einer Schleife und blieb stehen und drehte sich wieder in einer Schleife. Ob isoliert oder inmitten schreienden Nachwuchses, auf der ganzen Welt haben Menschen ihre Lebensentscheidungen in einem Zeitraum von einem Jahr infrage gestellt. Sanities and Solitudes ist eine Antwort auf diese gemeinsame Erfahrung. Jede Handlung – repetitiv und unsinnig – existiert nur um ihres selbst willen. Es gibt kein zielführendes Ergebnis, keine Erkenntnis. Vielmehr stellen diese Aktionen eine Sisyphusarbeit dar, die eine Alternative zu unseren „normalen“, überfüllten Terminkalendern aufzeigt, die wir immer zu beschäftigt sind, um über unsere eigene Vergänglichkeit nachzudenken.

Sonya Schönberger [DE]

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So wie wir waren, 2021. Digitaldruck auf Papier, 35 x 19 cm.

Die kleine Fotoarbeit So wie wir waren zeigt eine Quittung von Saturn. Beim genaueren Hinsehen verweist sie auf den Film mit Barbara Streisand und Robert Redford, aber vielmehr noch in eine vergangene Zeit des Alexanderplatzes, als er noch war wie kurz nach der Wende und man nur noch kurz in Mark bezahlte. Uns wird vor Augen geführt, wie relativ Zeit ist. Der titelgebende Satz kann fortgesetzt werden: So wie wir sind und so wie wir sein werden.

Gyula Sagi [HU]

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Die hier gezeigte Zeichnung ist eine Notation meiner“ stets vergehenden Zeit“, durch Zeichenwiederholung. Die Wiederholung erzeugt „Fehler“ und diese Fehler werden zu einem systematischen Muster, das als Code oder Botschaft verstanden werden kann.
In meiner künstlerischen Arbeit interessiere ich mich für die physikalische Dimension der Zeit und die visuelle Darstellung der Veränderungen von Zeit, auf der Grundlage eines bestimmten Algorithmus. Meine Arbeitsmethode beginnt mit einer Analyse, der Formulierung eines Problems, das dann seziert, in Teile zerlegt wird. Nach dieser Prozedur füge ich, unter Verwendung der Bildlichkeit früherer Arbeiten, die einzelnen Abschnitte zusammen. Ich behandle dabei diese Konstruktion so, als ob ich eine mathematische Gleichung lösen würde: die Anzahl von Unbekannten erhöht sich in diesem Spiel und die Komplexität der Gleichungen wird nach und nach in meinen Arbeiten festgeschrieben.

 Nils‑Simon Fischer [DE]

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Jeden Tag nehmen wir Informationen auf und beteiligen uns an der Erstellung dieser.
Entsprechend treffen persönliche, öffentliche und politische Sphären täglich aufeinander. Was passiert also während dieses alltäglichen Prozesses und wie könnte das aussehen?
In meinen Zeichnungen fixiere ich in der Regel wahrgenommene Handlungen und Aktionen in Echtzeit auf ein vorher festgelegtes Raster, Kästchen für Kästchen.

Acta_30.08.21., 2021 Grafit, Tinte auf gefärbtem Papier, 49 x 50 cm

Während die Konstruktion und die Raster über mehrere Tage mit Grafit entstanden sind, erfolgte das Zeichnen der Buchstaben und Zahlen in Echtzeit mit weißer Tusche.
Die daraus resultierenden Nachrichten stammen ursprünglich alle aus dem Radio eines bestimmten Senders an den bestimmten Tagen zwischen dem 25.08. und dem 30.08.2021.
Interessant ist dabei die Übertragung mündlich kurz ausgesprochener Informationen in den besonders langsamen Zeichenprozess mit Tusche und Feder. Immer wenn ich mit einer Nachricht fertig war, folgte die nächste, wobei viele Nachrichten verloren gegangen sind. Hingegen bleiben die durch den Prozess bedingten, zufällig ausgewählten Nachrichten fixiert, und bieten damit die Möglichkeit, die Erinnerung an diese konkreten Tage zu prägen, vielleicht sogar zu verändern.

Solis-1, 2023. Grafit, Tinte, Papier, auf  Aluminium, 34,5 x 34,5 cm

Diese Arbeit beruht auf der Beobachtung eines Tages des vergangenen Sommers unter Berücksichtigung zunächst unterschiedlicher Faktoren, sowohl politischer Ereignisse des betreffenden Tages als auch zeitlich passender Himmelsrichtung der Sonne und ihrer jeweils unterschiedlichen Färbungen, die in meinem Atelier auf dem bereits ausgelegten Zeichenpapier sichtbar wurden. Diese unterschiedlichen Komponenten habe ich anschließend in einem Zeichenprozess über mehrere Wochen in eine Zeichnung übertragen und zusammengeführt, sodass daraus schließlich ein gesamter Tag von 24 Stunden aufgezeichneten Stunden entstanden ist, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit der darauffolgenden Nacht visuell nachzuvollziehen ist und den
dahintersteckenden immer wiederkehrenden zeitlichen Kreislauf erkennen lässt.

Oliver Siebeck [DE]

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Nichts Verborgenes/Nichts ist verborgen, zweiteilige Arbeit, jeweils ca. 59 cm x 150 cm, Schreibmaschine und Bleistift auf Papier; ca. 570 Linien pro Blatt mit je 153.330 Anschlägen (gesamt ca. 306.660); reine Tippzeit ca. 14 Stunden 53 Minuten 53 Sekunden pro Blatt (gesamt ca. 29 Stunden 47 Minuten 46 Sekunden).



Nichts Verborgenes/Nichts ist verborgen
sind die Titel einer zweiteiligen Arbeit.

Zu Beginn in Nichts Verborgenes, dem chronologisch ersten Blatt, wollte ich nur über ein großes Blatt Linien ziehen, die aus Einzelelementen zusammen gesetzt werden, aus dem Unterstrich der Schreibmaschinentastatur. Das Repetitive, fast Monotone der Arbeit an dem Blatt versuchte ich zu strukturieren.
Ich versuchte in vollem Bewusstsein zu arbeiten; die Anschläge pro Linie zu zählen (die sich von Linie zu Linie unterschieden, da der Wagen der Schreibmaschine dem Bedienungstempo nur einer Taste kaum gewachsen war, sodass ich an manche Stellen überschrieb oder ausließ); die Tage, an denen ich arbeitete, mit Bleistift in die Arbeit einzuzeichnen; arbeitete Linie nach Linie alternierend mit der linken und der rechten Hand.
Der Titel der Arbeit fiel mir ein, als ich den ersten Fehler gemacht und eine Nebentaste angeschlagen hatte (§). Ich entschied mich weiter zu arbeiten, kein neues Blatt zu beginnen, eben nichts zu verbergen, sondern das Blatt als eine Dokumentation der Arbeit zu betrachten:
Anschlagen einer Taste.
Kein symbolischer Akt. Keine Symbolvermittlung eines Computers. Keine Referenz, auch nicht, obwohl ich mit einem arbeitete, die eines Zeichens.
Sondern die Darstellung einer Wirklichkeit, das Anschlagen einer Taste, den Tag, die Häufigkeit des Anschlags.
Der zweite Fehler war ein Maschinenfehler, die ständige Vibration der Tastatur ließ die Hochstelltaste rausrutschen, statt des Unterstrichs drückte ich 8.
Die Zeit, die ich an der Maschine saß, war noch nicht Teil der Arbeit. Ich entschloss mich ein Doppel herzustellen, ein weiteres Blatt voller aus Unterstrichen zusammen gesetzter Linien, deren jeweilige Entstehungszeit ich stoppte, die sich von Linie zu Linie unterschied.
So entstand Nichts ist verborgen als Komplementär, als Doppel oder auch als Spiegel des ersten Blattes, es ist natürlich kein Copy/Paste. Das Doppel ist eigenständig. Es hat keinen Fehler. Ich bezeichne es aber als Verdopplung. Die jeweiligen Entstehungszeiten stehen in Bleistift geschrieben auf den Linien, die Gesamtzeit am Ende des Blattes, der erste Tag der Arbeit am Anfang der ersten Linie, der letzte am Ende der letzten.
Ich verstand beide Blätter als Dokumente verflossener Zeit, die ich bewusst, d.h. dargestellt, aus meiner Lebenszeit herausnahm, um sie diesem Projekt einer Dokumentation zu widmen. Diese Zeit ist unumkehrbar, nie wieder einzuholen, für anderes zu verwenden. Dieses Schreiben zeigt mein Fortschreiten auf mein Ende zu.

Sunoj D [IN]

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495 horizontale Linien aus 421 vertikalen Linien, 2016. Reissack aus Jute, 12 x 90 x 5 cm + 115 x 103 cm.

Diese Arbeit ist in einem meditativen Prozess entstanden. In 495 horizontale Linien aus 421 vertikalen Linien (2016) habe ich, wie der Titel andeutet, die 495 horizontalen Jutefäden eines Reissacks von den vertikalen getrennt. Ich stelle beide Teile nebeneinander: Fäden, die lose vom Bund herabhängen, und eine horizontale Fadenrolle, die zu einem kompakten Fadenstrang geformt ist. Das Volumen eines gefüllten Reissacks wird zunächst auf eine Fläche gebracht und dann in eine objekthafte Zeichnung übertragen.

Diese Arbeit wurde erstmals in einer Einzelausstellung mit dem Titel „Romanticized Objects from Drunken Nights“ bei Exhibit 320 New Delhi 2016 gezeigt.

Willem Besselink [NL]

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Ampelverkehr 280613 13:30, Ampelverkehr 270613 23:00, beide 2013. Fineliner auf Papier, 42 x 29,7 cm. Serie von 5 Einzelwerken.

In meiner Arbeit versuche ich, Systeme, Muster und Strukturen zu visualisieren, die im täglichen Leben um mich herum vorkommen; und wie ich, mein objektiviertes Selbst, in diese Systeme passen würde.
Die Zeit kann man als eines der größten allumfassenden Systeme unserer Welt betrachten, ihre Notation spielt daher eine wichtige Rolle in meiner Arbeit.
In Ampelverkehr habe ich die Kreuzung vor meinem Atelier auf einem Artist-in-Residency-Aufenthalt in Oranienbaum beobachtet. An zwei Tagen habe ich fünf Minuten lang zu fünf verschiedenen Zeiten Notizen über den vorbeifahrenden Verkehr gemacht.
Für Een Fietstochtje (Eine Fahrradfahrt) beobachtete und maß ich alle objektiven Elemente, die während dieser Fahrt einen Einfluss auf mich haben könnten. Gleichzeitig beobachtete ich alle objektiv messbaren Elemente meines Körpers, die durch diese Fahrt beeinflusst wurden.
Das Ergebnis ist eine Verknüpfung all dieser Daten in Form eines Liniendiagramms, das mit dem Verlauf der Fahrt fortschreitet und die gleiche Zeit benötigt wie die Fahrt selbst.




Zu Tehching Hsieh [TW/US]

siehe die eigene, hier verlinkte Seite.






English: Daniela Comani [IT]

::: EN :::

Archive In Progress is a 40 minute video loop composed of 979 newspaper clippings, taken from Der Spiegel, Die Zeit, Der Tagesspiegel, Die Tageszeitung, Die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, La Repubblica, and Il Corriere della sera, among others. This material is a mix of politics, culture, sports, and daily news. I collected this visual material over the course of several years (roughly from 1989 to 2020), partially using it to develop other works. This constant act of collecting is a part of my practice.
I began this work in 2015 with 30 minutes of material and updated it in 2020, adding 10 minutes of footage.

Denise Winter [DE]

:::EN:::

21 days
Waiting for the sun

From November to January, the sun never really rises in Tromsø, Norway. It’s polar night in the city, located 300 kilometers north of the Arctic Circle. On January 21, the sun returns there every year. This is celebrated. With pancakes (doughnuts with yellow filling) and also with ‚Anbaden‘.
But it is already bright in the days before. Only the sun does not show up. It is still hidden behind the mountains. On clear days, the yellow of the sun shines from behind the mountain peaks. On January 21, the sun is only visible for a few minutes. Already the following day it can be seen a lot longer.

Several years in a row I went to Tromsø every January to experience this time and the „Solen-komme-tilbake-dag“. 2010 During an AiR, I wanted to capture the wait for January 21. To do this, I made a paper cut each day. The first is the template of the second cut, the second cut the template of the third and so on. The shape that is created when all the sheets are laid on top of each other diminishes irregularly. Now, a few years later, I have transferred the templates to 2 mm float glass.
The second work also tells of waiting and anticipation for the return of the sun. After arriving in Tromsø, I watched the sky every day. The colors of the sky change during twilight. As does the weather. I wrote down my observations in a small notebook.

By the way, I never saw the sun on January 21. Mostly it was snowing, and the sky was hazy.






Jill Baroff [US]


:::EN:::

International (London, Los Angeles, New York, Tokyo), 2012. 
Ink on Japanese Gampi paper, mounted, framed, 4-part; each 44 x 44 cm.

International is part of an ongoing series of circular tide drawings in which each drawing represents one day of water movement in a given place. Like a line of clocks found in international corporate offices that keep track of time in several cities at once, these drawings present simultaneous patterns in the harbors of New York, Los Angeles, Tokyo and London.

Lucía Simón Medina [ES]

:::EN:::

Sin título, Librettos, 2014. Hand-drawing, graphite, paper, cardboard and thread.

Sin título, Librettos consists of 41 notebooks whose guises resemble musical scorebooks. However, they do not contain notation systems but numerical series. Altogether there are six series of multiples of the first six prime numbers (2, 3, 5, 7, 11, 13). The multiple sequence of 2 is written down in two booklets, the sequence of 3 in three, the sequence of 5 in five booklets, etc. This work is an homage to the enigma of prime numbers and the research that has been done in that area by C. F. Gauß and B. Riemann.



Mandy Cano Villalobos [US]

:::EN:::

Sanities and Solitudes: Blow. Crush. Scrub. Shake. Tear. Touch. Turn. 
Seven Videoperformances, 2020.


The 2020 quarantine arrested the rituals and routines of everyday life. Time stilled and looped and stilled and looped. Whether isolated, or in the midst of screaming progeny, people across the globe examined their life choices during a moment that dragged on into a year. Sanities and Solitudes responds to this shared experience. Each action – repetitive and nonsensical – exists only for the sake of its own process. There is no purposeful outcome; no achievement. Rather, these actions posit a Sisyphean alternative to our „normal,“ overbooked schedules that keep us forever too busy to reflect upon our own mortality. 




Sonya Schönberger [DE]

:::EN:::

So wie wir waren, 2021. Digital print on paper, 35 x 19 cm.

The small photo work So wie wir waren shows a receipt by the department store Saturn. On closer inspection, it refers to the film with Barbara Streisand and Robert Redford, but rather still to a bygone era of Alexanderplatz, when it was as it was shortly after the fall of the Berlin Wall and people only paid in Deutschmarks for a short time. We are shown how relative time is. The title-giving sentence can be continued: As we are and as we will be.

Gyula Sagi [HU]

:::EN:::

The featured drawing is a notation of my „ever passing time“, through signal repetition. The repetition generates „errors“ and the errors become a systematic pattern, what can be understood as a code or message.
In my artistic work, what interests me is the physical dimension of time and the visual representation of the changes of time based on a given algorithm. My working method starts with an analysis, formulation of a problem, which is then going to be dissected, taken into pieces. After this procedure, by using the visuality of my previous works, I synthesise the sections. I consider this construction as if I would solve a mathematical equation, the number of unknowns increases with this game and the complexity of equations becomes gradually settled in my works.




 Nils‑Simon Fischer [DE]

:::EN:::

Every day, we absorb and participate in the creation of information.
Accordingly, personal, public and political spheres overlap every day. So what happens during this everyday process and what might it look like?
In my drawings, I usually record received actions and actions in real time onto a pre-determined grid, box by box.


Acta_30.08.21., 2021 Graphite, ink on colourd paper, 49 x 50 cm

While the construction and the grids were created over several days with graphite, the drawing of the letters and numbers was done in real time with white ink. The resulting messages all originally came from the radio of a specific station on specific days between August 25 and August 30, 2021.
What is interesting here is the transfer of verbal information into the particularly slow process of drawing with ink and pen. Whenever I finished one message, the next one followed, and many messages were lost. On the other hand, the randomly selected messages, which are conditioned by the process, remain fixed and thus offer the possibility of shaping, perhaps even changing, the memory of these specific days.


Solis-1, 2023. Graphite, ink, paper, on aluminum, 34,5 x 34,5 cm

This work is based on the observation of a day last summer, taking into account various factors, both the political events of the day, as well as the temporally appropriate compass direction of the sun and its respective different colors, which became visible in my studio on the already laid out drawing paper.
In a process that took several weeks, I then transferred these different components into a drawing and brought them together, so that finally a whole day of 24 hours was created, which can be followed visually from sunrise to sunset with the following night, and the recurring cycle of time behind it can be discerned.




Oliver Siebeck [DE]

::: EN :::

Nichts Verborgenes/Nichts ist verborgen [Nothing Hidden/Nothing is Hidden], two-part work, each about 59 cm x 150 cm, typewriter and pencil on paper; about 570 lines per sheet with 153,330 strokes each (total about 306,660); pure writing time about 14 hours 53 minutes 53 seconds per sheet (total about 29 hours 47 minutes 46 seconds).


Nichts Verborgenes/Nichts ist verborgen [Nothing Hidden/Nothing is Hidden]
are the titles of a two-part work.

In the beginning of Nichts Verborgenes [Nothing Hidden], the chronologically first sheet, I just wanted to draw lines across a large sheet, composed of individual elements, from the underscore of a typewriter keyboard. I tried to structure the repetitive, almost monotonous work on the sheet.
I tried to work with full consciousness; to count the strokes per line (which varied from line to line, since the carriage of the typewriter could hardly cope with the working speed of only one key, so that in some places I overwrote or omitted); to mark in pencil in the work the days on which I worked; to work line by line alternately with the left and the right hand.
The title of the work came to me when I made my first mistake and hit a secondary key (§). I decided to continue working, not to start a new sheet, not to hide anything, but to consider the sheet as a documentation of the work:
Striking a key.
Not a symbolic act. Not a symbolic mediation by a computer. Not a reference, although I was working with a sign, that of a sign.
But the representation of a reality, the striking of a key, the day, the frequency of the striking.
The second mistake was a machine error, the constant vibration of the keyboard made the superscript key slip out, instead of the underscore I pressed 8.
The time I spent at the machine was not yet part of the work. I decided to make a double, another sheet full of lines consisting of underscores with their respective creation times stopped and varying from line to line.
Nichts ist verborgen [Nothing is Hidden] as a complement, a double or even a mirror image of the first sheet, of course it is not a copy/paste. The double is independent. It has no error. But I call it a duplication. The respective times of creation are written in pencil on the lines, the total time at the end of the sheet, the first working day at the beginning of the first line, the last at the end of the last line.
I understood both sheets as documents of passed time, which I took consciously, i.e. represented, from my life, in order to dedicate them to this project of documentation. This time is irrevocable, never to be recovered, to be used for other things. This writing shows my progress towards my goal.




Sunoj D [IN]

::: EN :::

495 horizontal lines from 421 vertical lines, 2016. Jute rice sack, 12 x 90 x 5 cm + 115 x 103 cm 

This work was created in a meditative manner. In 495 horizontal lines from 421 vertical lines (2016), as the title suggests, I separated the 495 horizontal jute threads of a rice sack from the vertical ones. I juxtaposes both parts: threads hanging loosely from the waistband and a horizontal thread roll formed into a thick ribbon. The volume of a filled rice sack is first brought onto a surface and then transferred into an object-like drawing. 

This work was first showed in a solo exhibition called ‘ Romanticized Objects from Drunken Nights’at Exhibit 320 New Delhi  2016.



Willem Besselink [NL]

::: EN :::

Een Fietstochtje (A bicycle ride), 2005. Video 4’55”, digital file, no sound. Ed. 5


In my work I try to visualise systems, patterns and structures that occur in the daily life around me; and how I, my objectified self, would fit in these systems.
Time you could see as one of the biggest all-encompassing systems of our world, its notation therefore plays an important role in my work.
In Ampelverkehr I have been observing the crossing in front of my studio on an AiR in Oranienbaum, Germany. I took notes about the passing traffic for five minutes, at 5 different times during two days.
For Een Fietstochtje (A Bicycle ride) I observed and measured all objective elements that could have any influence on me during that ride. At the same time I observed all objectively measurable elements of my body, that were influenced by this ride. The outcome is a mesh-up of all these data, presented as a line graph, progressing as the ride progressed, taking the same time as the ride did.








For Tehching Hsieh [TW/US]

see specific page by following this link.






Esther Stocker — OUTBREAK

4. Juni bis 22. Juli 2023.
AUF VERABREDUNG weiter zu sehen bis 6. September 2023.

………DE……….

drj art projects zeigt mit OUTBREAK die vierte Einzelausstellung der Künstlerin Esther Stocker in ihrer Berliner Programmgalerie. Der thematische Fokus liegt dabei in der Komposition von Malerei und Form und dem Zusammenwirken von Innen- und Außenraum, sowie der Relation und dem Übergang zwischen beidem. 

Mehr + Englisch…

PROFIL.

……DE……

Ausgewählte Werke der SAMMLUNG SCHROTH bei drj art projects.
In Zusammenarbeit mit der Stiftung Konzeptuelle Kunst.

Eröffnung am Sonntag, 23. April 2023, 14 bis 18 Uhr
Ausstellungsrundgang mit den Kuratorinnen und dem Sammler um 15:30 Uhr

Sonderöffnungszeiten zum Gallery Weekend Berlin:
Freitag, 28. April -> 13 bis 17 Uhr
Samstag, 29. April -> 14 bis 18 Uhr
Sonntag, 30. April -> 15 bis 19 Uhr

Ab Montag, 1. Mai bis Samstag, 20. Mai -> Samstags, 14 bis 19 Uhr, sowie täglich auf Verabredung.

··· Julieta Aranda [MX] ···Jean–François Dubreuil [FR] ··· Spencer Finch [US] ··· Jill Baroff [US] ··· Frank Gerritz [DE] ··· James Howell [US] ··· Katja Kottmann [DE] ··· Alan Johnston [GB] ··· Yves Klein [FR] ··· Stefana McClure [GB] ··· Jo Kuhn [DE] ··· Mike Meiré [DE] ··· Vera Molnar [HU] ··· Charles Mudry [CH] ··· Anton Quiring [DE] ··· Aurélie Nemours [FR] ··· Winston Roeth [US] ··· Ulrich Rückriem [DE] ··· Fred Sandback [US] ··· Joan Witek [US] ··· Heiner Thiel [DE] ··· Ignacio Uriarte [ES]···

Ab dem 23. April 2023, und somit über das Berlin Gallery Weekend, wird drj art projects eine besondere Ausstellung präsentieren: In Kooperation mit der Stiftung Konzeptuelle Kunst, Soest, werden ausgewählte Werke der SAMMLUNG SCHROTH in der Berliner Programmgalerie zu sehen sein.

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Douglas Allsop [GB]

*1943 in London [GB]
Lebt und arbeitet in Berlin

drj Programmkünstler seit 2013

Eintrag bei www.dr-julius.de

1.944 square holes, parallel pattern, 2009. Edition 8/10. Lithographic film, 20,05 x 35cm.
Reflective Editors
Two single holes, 2013. Black adhesive foil, diameter 80cm each. Edition 6.
Two single holes, 2013. Black adhesive foil, diameter 80cm each. Edition 6.
 

Ausstellungen und Beteiligungen:

 

less…
DOUGLAS ALLSOP · JULIUS STAHL


___EN___
less… is a conceptual and minimal exhibition of concisely set and meticulously selected works by drj artists Douglas Allsop [*1943 · GB] and Julius Stahl [*1978 · DE].

Opening Sunday, February 12, 2023 2 to 6 p.m.
Exhibition through April 1, 2023.
Open on Saturdays from 2 to 7 p.m. and daily by appointment.

Extended through Monday, April 10, 2023 by appointment.


Special feature
Sound Performance by ERIK K. SKODVIN [*1979 · NO]
Saturday, March 18, 2023 at 7 p.m.


Extended through Monday, April 10, 2023 by appointment.


Special feature
Sound Performance by ERIK K. SKODVIN [*1979 · NO]
Saturday, March 18, 2023 at 7 p.m.


The final 6:15 min
Excerpt from the sound performance by Erik K. Skodvin at drj art projects, March 18, 2023.

To Read more and for German Version click here…

Intermediate Programme.
Accrochage 2022.

___DE___
Eine Programmausstellung zum Jahreswechsel.
Zu sehen von Dezember 2022 bis Februar 2023.
Privat, auf Verabredung.

___EN___
A programme exhibition at the turn of the year.
On view from December 2022 through February 2023.
Private, by appointment.

Mit Werke von [in räumlicher Reihenfolge bei drj] • With works by [in drj space related order]

Esther Stocker [IT] • Alain Biltereyst [BE] • Hartmut Böhm [ DE] • Monika Brandmeier [DE] • Jan van Munster [NL] • Anette Haas [DE] • Yasuaki Kuroda [JP] • Susan York [US] • Michael Rouillard [US] • Denise Winter [DE] • Carlo Battisti [IT] • Carles Valverde [ES/CH] • Aiko Tezuka [JP] • Wolfgang Berndt [DE] • Nils-Simon Fischer [DE] • Justina Moncevičiūtė [LT] • Daniel Göttin [CH] • Siegfried Kreitner [DE] • Samantha Bittman [US] • Gilbert Hsiao [US] • Joseph Shetler [US] • Peter Weber [DE] • Douglas Allsop [GB] • Don Voisine [US] • José Heerkens [NL] Natalie Reusser [CH] • Sarah Smolders [BE] • Brigitte Schwacke [DE] • Julius Stahl [DE] • Daniela Comani [IT] • Jan Maarten Voskuil [NL] • Friederike von Rauch [DE] • H. Frank Taffelt [DE] • David Semper [DE] • Ray Malone [IE] • Willem Besselink [NL] • Matthew Hawtin [CA] • Cedric Christie [GB] • Anna Kubelík [CH] +  Oliver Schmid [CH] • Lucía Simón Medina [ES] • Fernanda Fragateiro [PT] • Oliver Siebeck [DE] • Hellmut Bruch [AT] • Matthew Deleget [US]

KREUZLINIEN
Jan van Munster · Willem Besselink

___DE__
Eröffnung Mittwoch, 14. September 2022, 18 – 21 Uhr
Verlängert bis Samstag, 12. November 2022

Öffnungszeiten
Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag 14 bis 18 Uhr, sowie täglich auf Verabredung



Die Verbindungen zwischen Jan van Munster, Willem Besselink und drj art projects sind vielfältig. So zählt Jan van Munster mit seinem über viele Jahrzehnte gewachsenen Œuvre zu den international renommiertesten Programmkünstlern von drj. In seinen bisherigen Duo-Ausstellungen und den zahlreichen Beteiligungen an wichtigen Themenpräsentationen hat seine Position das Profil der Programmgalerie entscheidend mit geschärft. Zudem ist er seit langer Zeit auch Förderer des künstlerischen Nachwuchses: Über viele Jahre hat seine IK Stiftung in der den Niederlanden Aufenthaltsstipendien an junge Künstlerinnen und Künstler vergeben, um ihnen eine Zeit unabhängigen inhaltlichen Arbeitens zu ermöglichen. Hier war auch Willem Besselink Stipendiat, der darüber hinaus über sein Studium in Berlin stets Verbindungen in die Stadt gepflegt hat. So war auch er bereits in thematischen drj-Projekten vertreten. Zudem gehört er auch zu den Gründungsmitgliedern der Künstler:innen-Vereinigung Frontviews, mit der wiederum drj art projects vor kurzem eine umfangreiche Kooperation zur Textilen Kunst erfolgreich durchgeführt hat.

In KREUZLINIEN verbinden die beiden niederländischen Künstler nun ihre Arbeiten miteinander und gemeinsam mit drj. Der Fokus liegt dem Titel entsprechend auf der linearen Form: Insbesondere van Munsters Werkgruppe der Brainwaves stellt sich darin dem Dialog mit Besselinks Reliefs und Objekten. Während erstere nach wie vor ihren Ursprung in der Gedankenenergie haben, die über Gehirnwellenmessungen grafisch festgehalten und in Licht-Arbeiten übertragen wird, sind für zweitere insbesondere von Mauerwerksverbände und deren Fugen inspirierten Überlagerungen prägend. Damit beziehen sie sich zusätzlich auf Architektur und Urbanismus, was beides aus dem Hintergrund der Programmgalerie wiederum nicht wegzudenken ist.

Nach einem Sommer ungeahnter Härten, einer aufgrund von Force Majeure zwangsweise verschobenen Ausstellung und auch nach wie vor angesichts einer gesellschaftlich unsicheren Zukunft, freuen wir uns in besonderem Maße auf diese Ausstellung. Deren Eröffnung am 14. September markiert so das Rentrée, den Wiedereinstieg von drj art projects in seinen Ausstellungsbetrieb und den Auftakt einer hoffentlich anregenden und die Wertschätzung konzeptueller und minimaler Kunst öffnenden Herbstsaison – trotz allem.


Mehr zu den Künstlern hier:
janvanmunster.nl  ·  willembesselink.nl


__EN__
Opening Wednesday, September 14, 2022, 6 – 9 p.m.
Extended through Saturday, November 12, 2022

Opening hours
Friday 3 to 7 pm, Saturday 2 to 6 pm, and daily by appointment

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78 105 / Isang Yun 1917–1995 / 2022
Ausstellung von Oliver Siebeck im Yun-Haus Berlin

Ausstellung verlängert bis 29. Januar 2023.

Geöffnet Sonntag, 16.10, 6.11. sowie 27.11.2022 [u.A.w.g.]
Zudem auf Vereinbarung per e-Mail an:
Internationale Isang Yun Gesellschaft info@yun-gesellschaft.de

Yun-Haus Berlin · Sakrower Kirchweg 47 · 14089 Berlin-Kladow

Eröffnung Sonntag, 25. September 2022, 17:30 Uhr
Zuvor um 16 Uhr Konzert
Daniel Seroussi [Klavier] spielt Werke von Isang Yun,
Henri Dutilleux, Eres Holz und Franz Schubert

Eine Kooperation von drj art projects und INTERNATIONALE ISANG YUN GESELLSCHAFT

Installation von Oliver Siebeck · Kuratiert von Christiane Bail · Produziert von Matthias Seidel



___DE [EN below]___


Oliver Siebeck : Isang Yun – sesshafte und nichtsesshafte Buchstaben vielleicht

Wenn Oliver Siebeck mit einer Arbeit beginnt, steht am Anfang eine Faszination. Für ein Ding – eine Skulptur beispielsweise – für eine Situation – das Geräusch eines Insekts beim Fliegen etwa – oder, sehr oft, für eine Person – wie Isang Yun. Dann legt sich Siebeck das Handwerkszeug zurecht, mit dem er diese Arbeit erzeugen wird. Papier von der und der Struktur in dem und dem Format. Farben, wenige, hier Schwarz und Gold. Und, zentral, das Instrument. Sein Kunsterzeugungsinstrument. Die alte schwere mechanische Schreibmaschine.

Das Material, aus dem die Arbeit systematisch hergestellt wird, wird dem Gegenstand selbst entnommen. Bei der vorliegenden Arbeit sind es die im westlichen Alphabet, in der gebräuchlichsten Umschrift für das koreanische Alphabet, auch in der westlichen Reihenfolge, Vorname zuerst, aufgeschriebenen Buchstaben. Die Zeichen, die den Namen des Komponisten bedeuten und verlauten, von dem die Faszination, und damit diese Arbeit, ausging: ISANGYUN. Großbuchstaben. Systematisch eine beibehaltene Stellung der Schlagmechanik seiner Schreibmaschine also. Ganz einfach. Und genauso einfach, mit verdichtetem systematischen Variationsrepertoire, werden die Blätter bezeichnet. Reihung und Rotation, Reihung und Umkehr, Reihung und Krebs. Einfache bis mehrfache Wiederholungen. Überschreibungen von Überschreibungen. Sesshafte und nichtsesshafte Buchstaben vielleicht. Manche liegen auf der Seite, manche stehen auf dem Kopf.

Es ist nicht notwendig, etwas über Isang Yun zu wissen, um von Siebecks Blättern fasziniert zu sein und in ihnen je eigene Bedeutungssterne aufblitzen zu lassen. Sogar akustische, der sichtbar gewordene Schreibmaschinensound auf dem Papier. Tak-Taktak-Tak. Die teilweise regelrechte Lesbarkeit der Blätter. Oder prozessuale, wie das genüsslich allmähliche Aufgehen des goldenen Verstehens- und Sehenshorizonts beim sich Verdichten der Zeichen aus allen Himmelsrichtungen.

Je nachdem, wie vertraut man mit der Arbeit und dem Leben des Isang Yun ist, ist es natürlich nicht verboten und vermutlich in diesem Sinnzusammenhang auch nicht zu vermeiden, wenn man Hinweise auf Isang Yuns Leben oder Werk in Siebecks Arbeit sieht. Der Autor dieser Zeilen weiß zum Beispiel, dass es Stücke von Isang Yun gibt, in deren ersten paar Takten schon das gesamte Klangmaterial, mit dem das Stück arbeiten wird, vorgestellt wird. Genauso ist es hier bei Siebeck. Wenn man das Material und die Systematik verstanden hat, weiß man ungefähr, wie es weitergehen wird. Erleben will man es dann natürlich trotzdem noch; – oder jetzt erst recht.

Die vorliegenden Blätter mit den sesshaften und nichtsesshaften Buchstaben sind nicht die erste Arbeit von Oliver Siebeck mit dem Gegenstand Isang Yun. 2018 entstand seine Isang Yun Biografie. Hierbei waren das Zeichenmaterial für Siebecks Schreibmaschine die Ziffern der Lebensdaten von Isang Yun – 17. 9. 1917 bis 3.11.1995 – die Siebeck, im bekannten Zeichenformat und der bekannten Fortsetzungsregel folgend, Tag für Tag hintereinander auf eine ca. 20 Meter lange Papierrolle geschlagen hat. Einmal, in einem 40 Zeichen breiten schwarzen Streifen vorwärts, und einmal in einem 40 Zeichen breiten roten Streifen rückwärts.

Diese beiden nebeneinander laufenden Lebensdatenbahnen in rot und in schwarz variieren leicht in Anschlag und Farbkraft, und sie bewegen sich aufeinander zu und voneinander weg. In einer sehr dramatischen, spannungsgeladenen Passage dieser Schriftrolle überschreiben sich die beiden Bahnen an ihren Rändern. Berühren sich. Schreiben sich ineinander ein. Eine Sehnsucht. Ein Verlangen, dem man Himmelrichtungen zuschreiben kann, an deren Vereinigung Isang Yun ein Leben lang arbeitete, und einer Trennung, die sein Schicksal war.

Thomas Goldstrasz, Chemnitz 5.9.2022

Kursiv: Satzmaterial von Oliver Siebeck aus der Korrespondenz zu den vorliegenden Blättern. Eine Dokumentation der Isang Yun Biografie (2018) findet sich unter www.siebeckprojekte.de

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drj

drj ist ein kuratierter, international orientierter Kunstraum für zeitgenössische konzeptuelle und minimale Kunst. drj steht als Kürzel für drj art projectsdrj arbeitet inhaltlich in der Tradition einer kuratierten Programmgalerie.

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drj is a curated art space for contemporary conceptual and minimal art on an international level. drj is short for drj art projectsdrj works in the tradition of a curated programme gallery.

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Aktuell | current

Zurzeit ist aufgrund höherer Gewalt keine Ausstellung bei drj zu sehen. Mehr unter
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Due to force majeure there is currently no exhibition on view at drj. For more see
_ future