protocol. artists‘ comments

:::  Daniela Comani [IT]  :::  Denise Winter [DE] :::  Jill Baroff [US] :::  Lucía Simón Medina [ES] :::  Mandy Cano Villalobos [US] :::  Sonya Schönberger [DE] :::  Gyula Sagi [HU] :::  Nils‑Simon Fischer [DE]  :::  Oliver Siebeck [DE] :::  Sunoj D [IN] :::  Willem Besselink [NL] ::: 

In dialogue with »One Year Performance 1980—1981 (Time Clock Piece)«
by Tehching Hsieh [TW/US]

For English, please scroll down [on mobile devices]


Daniela Comani [IT]

::: DE :::

Archive In Progress ist ein 40-minütiger Videoloop, der aus 979 Zeitungsausschnitten besteht, die unter anderem aus Der Spiegel, Die Zeit, Der Tagesspiegel, Die Tageszeitung, Die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, La Repubblica und Il Corriere della Sera stammen. Dieses Material ist eine Mischung aus Politik, Kultur, Sport und täglichen Nachrichten.
Ich habe dieses Bildmaterial über mehrere Jahre hinweg gesammelt (ungefähr von 1989 bis 2020) und teilweise für die Entwicklung anderer Arbeiten verwendet. Dieser ständige Akt des Sammelns ist ein Teil meiner Praxis.
Ich begann 2015 mit 30 Minuten Material und aktualisierte es 2020 mit 10 weiteren Minuten.

Denise Winter [DE]

::: DE :::

21 Tage
Warten auf Sonne

Von November bis Januar geht die Sonne im norwegischen Tromsø nie richtig auf. Es ist Polarnacht in der 300 Kilometer nördlich des Polarkreises gelegenen Stadt. Am 21. Januar kommt dort jedes Jahr die Sonne zurück. Das wird gefeiert. Mit Pfannkuchen (Berliner mit gelber Füllung) und auch mit ‚Anbaden‘.
‚Taghell‘ ist es aber bereits in den Tagen davor. Nur die Sonne zeigt sich nicht. Sie bleibt noch hinter den Bergen verborgen. An klaren Tagen leuchtet das Sonnegelb hinter den Bergspitzen hervor. Am 21. Januar zeigt sich die Sonne dann nur wenige Minuten. Bereits am folgenden Tag ist sie viel länger zu sehen.

Mehrere Jahre in Folge bin ich jeden Januar nach Tromsø gefahren, um diese Zeit und den „Solen-komme-tilbake-dag“ zu erleben. 2010 Während einer AiR habe ich das Warten auf den 21. Januar festhalten wollen. Dazu habe ich jeden Tag einen Papierschnitt angefertigt. Dabei ist der erste die Vorlage vom zweiten Schnitt, der zweite Schnitt die Vorlage vom dritten und so weiter. Die Form, die entsteht wenn alle Blätter übereinander gelegt werden, verkleinert sich unregelmäßig. Nun, einige Jahre später, habe ich die Vorlagen auf 2 mm Floatglas übertragen.


Auch die zweite Arbeit erzählt vom Warten und der Vorfreude auf die Rückkehr der Sonne. Nach meiner Ankunft in Tromsø habe ich jeden Tag den Himmel beobachtet. Die Farben des Himmels verändern sich während der Dämmerung. Auch das Wetter. Meine Beobachtungen habe ich in ein kleines Heft geschrieben.

Die Sonne habe ich übrigens nie am 21. Januar gesehen. Meist hat es geschneit und der Himmel war diesig.

 Jill Baroff [US]


::: DE :::

International (London, Los Angeles, New York, Tokyo), 2012. 
Tusche auf japanischem Gampi Papier, kaschiert, geramt, 4-zeilig; je 44 x 44 cm.

International ist Teil einer fortlaufenden Serie von kreisförmigen Gezeitenzeichnungen, bei denen jede Zeichnung einen Tag der Wasserbewegung an einem bestimmten Ort darstellt. Wie eine Reihe von Uhren, die in internationalen Konzernbüros zu finden sind und die Zeit in mehreren Städten gleichzeitig anzeigen, präsentieren diese Zeichnungen simultane Muster in den Häfen von New York, Los Angeles, Tokio und London.

Lucía Simón Medina [ES]

::: DE :::

Sin título, Librettos, 2014. Hand-drawing, graphite, paper, cardboard and thread.

Sin título, Librettos besteht aus 42 Heften, die in ihrer Aufmachung an Notenhefte erinnern. Allerdings enthalten sie keine Notensysteme, sondern Zahlenreihen. Insgesamt gibt es sieben Reihen von Vielfachen der ersten sieben Primzahlen (1, 2, 3, 5, 7, 11, 13). Die Vielfachreihe von 2 ist in zwei Heften niedergeschrieben, die Reihe von 3 in drei, die Reihe von 5 in fünf Heften usw. Das Libretto Uno enthält Leerstellen, die der Anzahl der zu dieser Reihe gehörenden Primzahlen entsprechen. Dieses Werk ist eine Hommage an das Rätsel der Primzahlen und die Forschungen, die C. F. Gauß und B. Riemann auf diesem Gebiet betrieben haben.

Mandy Cano Villalobos [US]

::: DE :::

Sanities and Solitudes: Blow. Crush. Scrub. Shake. Tear. Touch. Turn. 
Sieben Videoperformances, 2020.


Die Zeit der Quarantäne im Jahr 2020 hat die Gewohnheiten und Routinen des täglichen Lebens unterbrochen. Die Zeit blieb stehen und drehte sich in einer Schleife und blieb stehen und drehte sich wieder in einer Schleife. Ob isoliert oder inmitten schreienden Nachwuchses, auf der ganzen Welt haben Menschen ihre Lebensentscheidungen in einem Zeitraum von einem Jahr infrage gestellt. Sanities and Solitudes ist eine Antwort auf diese gemeinsame Erfahrung. Jede Handlung – repetitiv und unsinnig – existiert nur um ihres selbst willen. Es gibt kein zielführendes Ergebnis, keine Erkenntnis. Vielmehr stellen diese Aktionen eine Sisyphusarbeit dar, die eine Alternative zu unseren „normalen“, überfüllten Terminkalendern aufzeigt, die wir immer zu beschäftigt sind, um über unsere eigene Vergänglichkeit nachzudenken.

Sonya Schönberger [DE]

::: DE :::

So wie wir waren, 2021. Digitaldruck auf Papier, 35 x 19 cm.

Die kleine Fotoarbeit So wie wir waren zeigt eine Quittung von Saturn. Beim genaueren Hinsehen verweist sie auf den Film mit Barbara Streisand und Robert Redford, aber vielmehr noch in eine vergangene Zeit des Alexanderplatzes, als er noch war wie kurz nach der Wende und man nur noch kurz in Mark bezahlte. Uns wird vor Augen geführt, wie relativ Zeit ist. Der titelgebende Satz kann fortgesetzt werden: So wie wir sind und so wie wir sein werden.

Gyula Sagi [HU]

::: DE :::

Die hier gezeigte Zeichnung ist eine Notation meiner“ stets vergehenden Zeit“, durch Zeichenwiederholung. Die Wiederholung erzeugt „Fehler“ und diese Fehler werden zu einem systematischen Muster, das als Code oder Botschaft verstanden werden kann.
In meiner künstlerischen Arbeit interessiere ich mich für die physikalische Dimension der Zeit und die visuelle Darstellung der Veränderungen von Zeit, auf der Grundlage eines bestimmten Algorithmus. Meine Arbeitsmethode beginnt mit einer Analyse, der Formulierung eines Problems, das dann seziert, in Teile zerlegt wird. Nach dieser Prozedur füge ich, unter Verwendung der Bildlichkeit früherer Arbeiten, die einzelnen Abschnitte zusammen. Ich behandle dabei diese Konstruktion so, als ob ich eine mathematische Gleichung lösen würde: die Anzahl von Unbekannten erhöht sich in diesem Spiel und die Komplexität der Gleichungen wird nach und nach in meinen Arbeiten festgeschrieben.

 Nils‑Simon Fischer [DE]

::: DE :::

Jeden Tag nehmen wir Informationen auf und beteiligen uns an der Erstellung dieser.
Entsprechend treffen persönliche, öffentliche und politische Sphären täglich aufeinander. Was passiert also während dieses alltäglichen Prozesses und wie könnte das aussehen?
In meinen Zeichnungen fixiere ich in der Regel wahrgenommene Handlungen und Aktionen in Echtzeit auf ein vorher festgelegtes Raster, Kästchen für Kästchen.

Acta_30.08.21., 2021 Grafit, Tinte auf gefärbtem Papier, 49 x 50 cm

Während die Konstruktion und die Raster über mehrere Tage mit Grafit entstanden sind, erfolgte das Zeichnen der Buchstaben und Zahlen in Echtzeit mit weißer Tusche.
Die daraus resultierenden Nachrichten stammen ursprünglich alle aus dem Radio eines bestimmten Senders an den bestimmten Tagen zwischen dem 25.08. und dem 30.08.2021.
Interessant ist dabei die Übertragung mündlich kurz ausgesprochener Informationen in den besonders langsamen Zeichenprozess mit Tusche und Feder. Immer wenn ich mit einer Nachricht fertig war, folgte die nächste, wobei viele Nachrichten verloren gegangen sind. Hingegen bleiben die durch den Prozess bedingten, zufällig ausgewählten Nachrichten fixiert, und bieten damit die Möglichkeit, die Erinnerung an diese konkreten Tage zu prägen, vielleicht sogar zu verändern.

Solis-1, 2023. Grafit, Tinte, Papier, auf  Aluminium, 34,5 x 34,5 cm

Diese Arbeit beruht auf der Beobachtung eines Tages des vergangenen Sommers unter Berücksichtigung zunächst unterschiedlicher Faktoren, sowohl politischer Ereignisse des betreffenden Tages als auch zeitlich passender Himmelsrichtung der Sonne und ihrer jeweils unterschiedlichen Färbungen, die in meinem Atelier auf dem bereits ausgelegten Zeichenpapier sichtbar wurden. Diese unterschiedlichen Komponenten habe ich anschließend in einem Zeichenprozess über mehrere Wochen in eine Zeichnung übertragen und zusammengeführt, sodass daraus schließlich ein gesamter Tag von 24 Stunden aufgezeichneten Stunden entstanden ist, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit der darauffolgenden Nacht visuell nachzuvollziehen ist und den
dahintersteckenden immer wiederkehrenden zeitlichen Kreislauf erkennen lässt.

Oliver Siebeck [DE]

::: DE :::

Nichts Verborgenes/Nichts ist verborgen, zweiteilige Arbeit, jeweils ca. 59 cm x 150 cm, Schreibmaschine und Bleistift auf Papier; ca. 570 Linien pro Blatt mit je 153.330 Anschlägen (gesamt ca. 306.660); reine Tippzeit ca. 14 Stunden 53 Minuten 53 Sekunden pro Blatt (gesamt ca. 29 Stunden 47 Minuten 46 Sekunden).



Nichts Verborgenes/Nichts ist verborgen
sind die Titel einer zweiteiligen Arbeit.

Zu Beginn in Nichts Verborgenes, dem chronologisch ersten Blatt, wollte ich nur über ein großes Blatt Linien ziehen, die aus Einzelelementen zusammen gesetzt werden, aus dem Unterstrich der Schreibmaschinentastatur. Das Repetitive, fast Monotone der Arbeit an dem Blatt versuchte ich zu strukturieren.
Ich versuchte in vollem Bewusstsein zu arbeiten; die Anschläge pro Linie zu zählen (die sich von Linie zu Linie unterschieden, da der Wagen der Schreibmaschine dem Bedienungstempo nur einer Taste kaum gewachsen war, sodass ich an manche Stellen überschrieb oder ausließ); die Tage, an denen ich arbeitete, mit Bleistift in die Arbeit einzuzeichnen; arbeitete Linie nach Linie alternierend mit der linken und der rechten Hand.
Der Titel der Arbeit fiel mir ein, als ich den ersten Fehler gemacht und eine Nebentaste angeschlagen hatte (§). Ich entschied mich weiter zu arbeiten, kein neues Blatt zu beginnen, eben nichts zu verbergen, sondern das Blatt als eine Dokumentation der Arbeit zu betrachten:
Anschlagen einer Taste.
Kein symbolischer Akt. Keine Symbolvermittlung eines Computers. Keine Referenz, auch nicht, obwohl ich mit einem arbeitete, die eines Zeichens.
Sondern die Darstellung einer Wirklichkeit, das Anschlagen einer Taste, den Tag, die Häufigkeit des Anschlags.
Der zweite Fehler war ein Maschinenfehler, die ständige Vibration der Tastatur ließ die Hochstelltaste rausrutschen, statt des Unterstrichs drückte ich 8.
Die Zeit, die ich an der Maschine saß, war noch nicht Teil der Arbeit. Ich entschloss mich ein Doppel herzustellen, ein weiteres Blatt voller aus Unterstrichen zusammen gesetzter Linien, deren jeweilige Entstehungszeit ich stoppte, die sich von Linie zu Linie unterschied.
So entstand Nichts ist verborgen als Komplementär, als Doppel oder auch als Spiegel des ersten Blattes, es ist natürlich kein Copy/Paste. Das Doppel ist eigenständig. Es hat keinen Fehler. Ich bezeichne es aber als Verdopplung. Die jeweiligen Entstehungszeiten stehen in Bleistift geschrieben auf den Linien, die Gesamtzeit am Ende des Blattes, der erste Tag der Arbeit am Anfang der ersten Linie, der letzte am Ende der letzten.
Ich verstand beide Blätter als Dokumente verflossener Zeit, die ich bewusst, d.h. dargestellt, aus meiner Lebenszeit herausnahm, um sie diesem Projekt einer Dokumentation zu widmen. Diese Zeit ist unumkehrbar, nie wieder einzuholen, für anderes zu verwenden. Dieses Schreiben zeigt mein Fortschreiten auf mein Ende zu.

Sunoj D [IN]

::: DE :::

495 horizontale Linien aus 421 vertikalen Linien, 2016. Reissack aus Jute, 12 x 90 x 5 cm + 115 x 103 cm.

Diese Arbeit ist in einem meditativen Prozess entstanden. In 495 horizontale Linien aus 421 vertikalen Linien (2016) habe ich, wie der Titel andeutet, die 495 horizontalen Jutefäden eines Reissacks von den vertikalen getrennt. Ich stelle beide Teile nebeneinander: Fäden, die lose vom Bund herabhängen, und eine horizontale Fadenrolle, die zu einem kompakten Fadenstrang geformt ist. Das Volumen eines gefüllten Reissacks wird zunächst auf eine Fläche gebracht und dann in eine objekthafte Zeichnung übertragen.

Diese Arbeit wurde erstmals in einer Einzelausstellung mit dem Titel „Romanticized Objects from Drunken Nights“ bei Exhibit 320 New Delhi 2016 gezeigt.

Willem Besselink [NL]

::: DE :::

Ampelverkehr 280613 13:30, Ampelverkehr 270613 23:00, beide 2013. Fineliner auf Papier, 42 x 29,7 cm. Serie von 5 Einzelwerken.

In meiner Arbeit versuche ich, Systeme, Muster und Strukturen zu visualisieren, die im täglichen Leben um mich herum vorkommen; und wie ich, mein objektiviertes Selbst, in diese Systeme passen würde.
Die Zeit kann man als eines der größten allumfassenden Systeme unserer Welt betrachten, ihre Notation spielt daher eine wichtige Rolle in meiner Arbeit.
In Ampelverkehr habe ich die Kreuzung vor meinem Atelier auf einem Artist-in-Residency-Aufenthalt in Oranienbaum beobachtet. An zwei Tagen habe ich fünf Minuten lang zu fünf verschiedenen Zeiten Notizen über den vorbeifahrenden Verkehr gemacht.
Für Een Fietstochtje (Eine Fahrradfahrt) beobachtete und maß ich alle objektiven Elemente, die während dieser Fahrt einen Einfluss auf mich haben könnten. Gleichzeitig beobachtete ich alle objektiv messbaren Elemente meines Körpers, die durch diese Fahrt beeinflusst wurden.
Das Ergebnis ist eine Verknüpfung all dieser Daten in Form eines Liniendiagramms, das mit dem Verlauf der Fahrt fortschreitet und die gleiche Zeit benötigt wie die Fahrt selbst.




Zu Tehching Hsieh [TW/US]

siehe die eigene, hier verlinkte Seite.






English: Daniela Comani [IT]

::: EN :::

Archive In Progress is a 40 minute video loop composed of 979 newspaper clippings, taken from Der Spiegel, Die Zeit, Der Tagesspiegel, Die Tageszeitung, Die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, La Repubblica, and Il Corriere della sera, among others. This material is a mix of politics, culture, sports, and daily news. I collected this visual material over the course of several years (roughly from 1989 to 2020), partially using it to develop other works. This constant act of collecting is a part of my practice.
I began this work in 2015 with 30 minutes of material and updated it in 2020, adding 10 minutes of footage.

Denise Winter [DE]

:::EN:::

21 days
Waiting for the sun

From November to January, the sun never really rises in Tromsø, Norway. It’s polar night in the city, located 300 kilometers north of the Arctic Circle. On January 21, the sun returns there every year. This is celebrated. With pancakes (doughnuts with yellow filling) and also with ‚Anbaden‘.
But it is already bright in the days before. Only the sun does not show up. It is still hidden behind the mountains. On clear days, the yellow of the sun shines from behind the mountain peaks. On January 21, the sun is only visible for a few minutes. Already the following day it can be seen a lot longer.

Several years in a row I went to Tromsø every January to experience this time and the „Solen-komme-tilbake-dag“. 2010 During an AiR, I wanted to capture the wait for January 21. To do this, I made a paper cut each day. The first is the template of the second cut, the second cut the template of the third and so on. The shape that is created when all the sheets are laid on top of each other diminishes irregularly. Now, a few years later, I have transferred the templates to 2 mm float glass.
The second work also tells of waiting and anticipation for the return of the sun. After arriving in Tromsø, I watched the sky every day. The colors of the sky change during twilight. As does the weather. I wrote down my observations in a small notebook.

By the way, I never saw the sun on January 21. Mostly it was snowing, and the sky was hazy.






Jill Baroff [US]


:::EN:::

International (London, Los Angeles, New York, Tokyo), 2012. 
Ink on Japanese Gampi paper, mounted, framed, 4-part; each 44 x 44 cm.

International is part of an ongoing series of circular tide drawings in which each drawing represents one day of water movement in a given place. Like a line of clocks found in international corporate offices that keep track of time in several cities at once, these drawings present simultaneous patterns in the harbors of New York, Los Angeles, Tokyo and London.

Lucía Simón Medina [ES]

:::EN:::

Sin título, Librettos, 2014. Hand-drawing, graphite, paper, cardboard and thread.

Sin título, Librettos consists of 41 notebooks whose guises resemble musical scorebooks. However, they do not contain notation systems but numerical series. Altogether there are six series of multiples of the first six prime numbers (2, 3, 5, 7, 11, 13). The multiple sequence of 2 is written down in two booklets, the sequence of 3 in three, the sequence of 5 in five booklets, etc. This work is an homage to the enigma of prime numbers and the research that has been done in that area by C. F. Gauß and B. Riemann.



Mandy Cano Villalobos [US]

:::EN:::

Sanities and Solitudes: Blow. Crush. Scrub. Shake. Tear. Touch. Turn. 
Seven Videoperformances, 2020.


The 2020 quarantine arrested the rituals and routines of everyday life. Time stilled and looped and stilled and looped. Whether isolated, or in the midst of screaming progeny, people across the globe examined their life choices during a moment that dragged on into a year. Sanities and Solitudes responds to this shared experience. Each action – repetitive and nonsensical – exists only for the sake of its own process. There is no purposeful outcome; no achievement. Rather, these actions posit a Sisyphean alternative to our „normal,“ overbooked schedules that keep us forever too busy to reflect upon our own mortality. 




Sonya Schönberger [DE]

:::EN:::

So wie wir waren, 2021. Digital print on paper, 35 x 19 cm.

The small photo work So wie wir waren shows a receipt by the department store Saturn. On closer inspection, it refers to the film with Barbara Streisand and Robert Redford, but rather still to a bygone era of Alexanderplatz, when it was as it was shortly after the fall of the Berlin Wall and people only paid in Deutschmarks for a short time. We are shown how relative time is. The title-giving sentence can be continued: As we are and as we will be.

Gyula Sagi [HU]

:::EN:::

The featured drawing is a notation of my „ever passing time“, through signal repetition. The repetition generates „errors“ and the errors become a systematic pattern, what can be understood as a code or message.
In my artistic work, what interests me is the physical dimension of time and the visual representation of the changes of time based on a given algorithm. My working method starts with an analysis, formulation of a problem, which is then going to be dissected, taken into pieces. After this procedure, by using the visuality of my previous works, I synthesise the sections. I consider this construction as if I would solve a mathematical equation, the number of unknowns increases with this game and the complexity of equations becomes gradually settled in my works.




 Nils‑Simon Fischer [DE]

:::EN:::

Every day, we absorb and participate in the creation of information.
Accordingly, personal, public and political spheres overlap every day. So what happens during this everyday process and what might it look like?
In my drawings, I usually record received actions and actions in real time onto a pre-determined grid, box by box.


Acta_30.08.21., 2021 Graphite, ink on colourd paper, 49 x 50 cm

While the construction and the grids were created over several days with graphite, the drawing of the letters and numbers was done in real time with white ink. The resulting messages all originally came from the radio of a specific station on specific days between August 25 and August 30, 2021.
What is interesting here is the transfer of verbal information into the particularly slow process of drawing with ink and pen. Whenever I finished one message, the next one followed, and many messages were lost. On the other hand, the randomly selected messages, which are conditioned by the process, remain fixed and thus offer the possibility of shaping, perhaps even changing, the memory of these specific days.


Solis-1, 2023. Graphite, ink, paper, on aluminum, 34,5 x 34,5 cm

This work is based on the observation of a day last summer, taking into account various factors, both the political events of the day, as well as the temporally appropriate compass direction of the sun and its respective different colors, which became visible in my studio on the already laid out drawing paper.
In a process that took several weeks, I then transferred these different components into a drawing and brought them together, so that finally a whole day of 24 hours was created, which can be followed visually from sunrise to sunset with the following night, and the recurring cycle of time behind it can be discerned.




Oliver Siebeck [DE]

::: EN :::

Nichts Verborgenes/Nichts ist verborgen [Nothing Hidden/Nothing is Hidden], two-part work, each about 59 cm x 150 cm, typewriter and pencil on paper; about 570 lines per sheet with 153,330 strokes each (total about 306,660); pure writing time about 14 hours 53 minutes 53 seconds per sheet (total about 29 hours 47 minutes 46 seconds).


Nichts Verborgenes/Nichts ist verborgen [Nothing Hidden/Nothing is Hidden]
are the titles of a two-part work.

In the beginning of Nichts Verborgenes [Nothing Hidden], the chronologically first sheet, I just wanted to draw lines across a large sheet, composed of individual elements, from the underscore of a typewriter keyboard. I tried to structure the repetitive, almost monotonous work on the sheet.
I tried to work with full consciousness; to count the strokes per line (which varied from line to line, since the carriage of the typewriter could hardly cope with the working speed of only one key, so that in some places I overwrote or omitted); to mark in pencil in the work the days on which I worked; to work line by line alternately with the left and the right hand.
The title of the work came to me when I made my first mistake and hit a secondary key (§). I decided to continue working, not to start a new sheet, not to hide anything, but to consider the sheet as a documentation of the work:
Striking a key.
Not a symbolic act. Not a symbolic mediation by a computer. Not a reference, although I was working with a sign, that of a sign.
But the representation of a reality, the striking of a key, the day, the frequency of the striking.
The second mistake was a machine error, the constant vibration of the keyboard made the superscript key slip out, instead of the underscore I pressed 8.
The time I spent at the machine was not yet part of the work. I decided to make a double, another sheet full of lines consisting of underscores with their respective creation times stopped and varying from line to line.
Nichts ist verborgen [Nothing is Hidden] as a complement, a double or even a mirror image of the first sheet, of course it is not a copy/paste. The double is independent. It has no error. But I call it a duplication. The respective times of creation are written in pencil on the lines, the total time at the end of the sheet, the first working day at the beginning of the first line, the last at the end of the last line.
I understood both sheets as documents of passed time, which I took consciously, i.e. represented, from my life, in order to dedicate them to this project of documentation. This time is irrevocable, never to be recovered, to be used for other things. This writing shows my progress towards my goal.




Sunoj D [IN]

::: EN :::

495 horizontal lines from 421 vertical lines, 2016. Jute rice sack, 12 x 90 x 5 cm + 115 x 103 cm 

This work was created in a meditative manner. In 495 horizontal lines from 421 vertical lines (2016), as the title suggests, I separated the 495 horizontal jute threads of a rice sack from the vertical ones. I juxtaposes both parts: threads hanging loosely from the waistband and a horizontal thread roll formed into a thick ribbon. The volume of a filled rice sack is first brought onto a surface and then transferred into an object-like drawing. 

This work was first showed in a solo exhibition called ‘ Romanticized Objects from Drunken Nights’at Exhibit 320 New Delhi  2016.



Willem Besselink [NL]

::: EN :::

Een Fietstochtje (A bicycle ride), 2005. Video 4’55”, digital file, no sound. Ed. 5


In my work I try to visualise systems, patterns and structures that occur in the daily life around me; and how I, my objectified self, would fit in these systems.
Time you could see as one of the biggest all-encompassing systems of our world, its notation therefore plays an important role in my work.
In Ampelverkehr I have been observing the crossing in front of my studio on an AiR in Oranienbaum, Germany. I took notes about the passing traffic for five minutes, at 5 different times during two days.
For Een Fietstochtje (A Bicycle ride) I observed and measured all objective elements that could have any influence on me during that ride. At the same time I observed all objectively measurable elements of my body, that were influenced by this ride. The outcome is a mesh-up of all these data, presented as a line graph, progressing as the ride progressed, taking the same time as the ride did.








For Tehching Hsieh [TW/US]

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