___DE__ Eröffnung Mittwoch, 14. September 2022, 18 – 21 Uhr Verlängert bis Samstag, 12. November 2022
Öffnungszeiten Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag 14 bis 18 Uhr, sowie täglich auf Verabredung
Die Verbindungen zwischen Jan van Munster, Willem Besselink und drj art projects sind vielfältig. So zählt Jan van Munster mit seinem über viele Jahrzehnte gewachsenen Œuvre zu den international renommiertesten Programmkünstlern von drj. In seinen bisherigen Duo-Ausstellungen und den zahlreichen Beteiligungen an wichtigen Themenpräsentationen hat seine Position das Profil der Programmgalerie entscheidend mit geschärft. Zudem ist er seit langer Zeit auch Förderer des künstlerischen Nachwuchses: Über viele Jahre hat seine IK Stiftung in der den Niederlanden Aufenthaltsstipendien an junge Künstlerinnen und Künstler vergeben, um ihnen eine Zeit unabhängigen inhaltlichen Arbeitens zu ermöglichen. Hier war auch Willem Besselink Stipendiat, der darüber hinaus über sein Studium in Berlin stets Verbindungen in die Stadt gepflegt hat. So war auch er bereits in thematischen drj-Projekten vertreten. Zudem gehört er auch zu den Gründungsmitgliedern der Künstler:innen-Vereinigung Frontviews, mit der wiederum drj art projects vor kurzem eine umfangreiche Kooperation zur Textilen Kunst erfolgreich durchgeführt hat.
In KREUZLINIEN verbinden die beiden niederländischen Künstler nun ihre Arbeiten miteinander und gemeinsam mit drj. Der Fokus liegt dem Titel entsprechend auf der linearen Form: Insbesondere van Munsters Werkgruppe der Brainwaves stellt sich darin dem Dialog mit Besselinks Reliefs und Objekten. Während erstere nach wie vor ihren Ursprung in der Gedankenenergie haben, die über Gehirnwellenmessungen grafisch festgehalten und in Licht-Arbeiten übertragen wird, sind für zweitere insbesondere von Mauerwerksverbände und deren Fugen inspirierten Überlagerungen prägend. Damit beziehen sie sich zusätzlich auf Architektur und Urbanismus, was beides aus dem Hintergrund der Programmgalerie wiederum nicht wegzudenken ist.
Nach einem Sommer ungeahnter Härten, einer aufgrund von Force Majeure zwangsweise verschobenen Ausstellung und auch nach wie vor angesichts einer gesellschaftlich unsicheren Zukunft, freuen wir uns in besonderem Maße auf diese Ausstellung. Deren Eröffnung am 14. September markiert so das Rentrée, den Wiedereinstieg von drj art projects in seinen Ausstellungsbetrieb und den Auftakt einer hoffentlich anregenden und die Wertschätzung konzeptueller und minimaler Kunst öffnenden Herbstsaison – trotz allem.
Geöffnet Sonntag, 16.10, 6.11. sowie 27.11.2022 [u.A.w.g.] Zudem auf Vereinbarung per e-Mail an: Internationale Isang Yun Gesellschaft info@yun-gesellschaft.de
Yun-Haus Berlin · Sakrower Kirchweg 47 · 14089 Berlin-Kladow
Eröffnung Sonntag, 25. September 2022, 17:30 Uhr Zuvor um 16 Uhr Konzert Daniel Seroussi [Klavier] spielt Werke von Isang Yun, Henri Dutilleux, Eres Holz und Franz Schubert
Installation von Oliver Siebeck · Kuratiert von Christiane Bail · Produziert von Matthias Seidel
___DE [EN below]___
Oliver Siebeck : Isang Yun – sesshafte und nichtsesshafte Buchstaben vielleicht
Wenn Oliver Siebeck mit einer Arbeit beginnt, steht am Anfang eine Faszination. Für ein Ding – eine Skulptur beispielsweise – für eine Situation – das Geräusch eines Insekts beim Fliegen etwa – oder, sehr oft, für eine Person – wie Isang Yun. Dann legt sich Siebeck das Handwerkszeug zurecht, mit dem er diese Arbeit erzeugen wird. Papier von der und der Struktur in dem und dem Format. Farben, wenige, hier Schwarz und Gold. Und, zentral, das Instrument. Sein Kunsterzeugungsinstrument. Die alte schwere mechanische Schreibmaschine.
Das Material, aus dem die Arbeit systematisch hergestellt wird, wird dem Gegenstand selbst entnommen. Bei der vorliegenden Arbeit sind es die im westlichen Alphabet, in der gebräuchlichsten Umschrift für das koreanische Alphabet, auch in der westlichen Reihenfolge, Vorname zuerst, aufgeschriebenen Buchstaben. Die Zeichen, die den Namen des Komponisten bedeuten und verlauten, von dem die Faszination, und damit diese Arbeit, ausging: ISANGYUN. Großbuchstaben. Systematisch eine beibehaltene Stellung der Schlagmechanik seiner Schreibmaschine also. Ganz einfach. Und genauso einfach, mit verdichtetem systematischen Variationsrepertoire, werden die Blätter bezeichnet. Reihung und Rotation, Reihung und Umkehr, Reihung und Krebs. Einfache bis mehrfache Wiederholungen. Überschreibungen von Überschreibungen. Sesshafte und nichtsesshafte Buchstaben vielleicht. Manche liegen auf der Seite, manche stehen auf dem Kopf.
Es ist nicht notwendig, etwas über Isang Yun zu wissen, um von Siebecks Blättern fasziniert zu sein und in ihnen je eigene Bedeutungssterne aufblitzen zu lassen. Sogar akustische, der sichtbar gewordene Schreibmaschinensound auf dem Papier. Tak-Taktak-Tak. Die teilweise regelrechte Lesbarkeit der Blätter. Oder prozessuale, wie das genüsslich allmähliche Aufgehen des goldenen Verstehens- und Sehenshorizonts beim sich Verdichten der Zeichen aus allen Himmelsrichtungen.
Je nachdem, wie vertraut man mit der Arbeit und dem Leben des Isang Yun ist, ist es natürlich nicht verboten und vermutlich in diesem Sinnzusammenhang auch nicht zu vermeiden, wenn man Hinweise auf Isang Yuns Leben oder Werk in Siebecks Arbeit sieht. Der Autor dieser Zeilen weiß zum Beispiel, dass es Stücke von Isang Yun gibt, in deren ersten paar Takten schon das gesamte Klangmaterial, mit dem das Stück arbeiten wird, vorgestellt wird. Genauso ist es hier bei Siebeck. Wenn man das Material und die Systematik verstanden hat, weiß man ungefähr, wie es weitergehen wird. Erleben will man es dann natürlich trotzdem noch; – oder jetzt erst recht.
Die vorliegenden Blätter mit den sesshaften und nichtsesshaften Buchstaben sind nicht die erste Arbeit von Oliver Siebeck mit dem Gegenstand Isang Yun. 2018 entstand seine Isang Yun Biografie. Hierbei waren das Zeichenmaterial für Siebecks Schreibmaschine die Ziffern der Lebensdaten von Isang Yun – 17. 9. 1917 bis 3.11.1995 – die Siebeck, im bekannten Zeichenformat und der bekannten Fortsetzungsregel folgend, Tag für Tag hintereinander auf eine ca. 20 Meter lange Papierrolle geschlagen hat. Einmal, in einem 40 Zeichen breiten schwarzen Streifen vorwärts, und einmal in einem 40 Zeichen breiten roten Streifen rückwärts.
Diese beiden nebeneinander laufenden Lebensdatenbahnen in rot und in schwarz variieren leicht in Anschlag und Farbkraft, und sie bewegen sich aufeinander zu und voneinander weg. In einer sehr dramatischen, spannungsgeladenen Passage dieser Schriftrolle überschreiben sich die beiden Bahnen an ihren Rändern. Berühren sich. Schreiben sich ineinander ein. Eine Sehnsucht. Ein Verlangen, dem man Himmelrichtungen zuschreiben kann, an deren Vereinigung Isang Yun ein Leben lang arbeitete, und einer Trennung, die sein Schicksal war.
Thomas Goldstrasz, Chemnitz 5.9.2022
Kursiv: Satzmaterial von Oliver Siebeck aus der Korrespondenz zu den vorliegenden Blättern. Eine Dokumentation der Isang Yun Biografie (2018) findet sich unter www.siebeckprojekte.de
Von Februar bis März 2022 zeigt drj art projects ein erweitertes Street Screening: Neben dem 9:16 Monitor des Digitalen Schaufensters in der Leberstraße 60 wird der Ladenraum zur Filmbühne: Auf einer raumbreiten Leinwand werden dort Videoarbeiten von Künstler:innen des erweiterten drj Programms gezeigt. Diese können durch das Schaufenster von außen betrachtet werden.
Beteiligte Künstler:innen sind Monika Brandmeier, Christoph Brech, Jan van Munster und Lindsay Packer für die Breitwandfilme, sowie Wolfgang Berndt, Carles Valverde und Oliver Siebeck auf 9:16.
Premiere verschoben auf Freitag, 25. Februar 2022, 18 Uhr – aufgrund des Orkans Zeynep.
Der 9:16 Monitor läuft ab dann täglich von 18 -24 Uhr[1]. Die Breitwandfilme werden wöchentlich, immer freitags ab 18 Uhr, an diesen Daten gezeigt: 4. März, 11. März und 18. März 2022. Derniere ist dann am 25. März 2022.
Diese Filme werden zu sehen sein:
Christoph Brech
La Sosta, 2010
0:08:00
Eternal Eclipse, 2015
0:05:45
Corona Mond, 2020
0:02:51
Monika Brandmeier
schlafen.stehen, 2003
0:02:46
Löffel, 2002
0:10:21
Lindsay Packer
Observer Effect, 2022
0:05:22
Self Similar, 2022
0:08:04
Charm Pours, 2022
0:06:08
Jan van Munster
Circles, 1972
0:02:54
Double Portrait, 1972
0:02:45
Movement Towards a Larger Order, 2016
0:02:36
Videostills der Beiträge zur drj Filmbühne
Die Gesamtlänge aller Videos beträgt ca. eine Stunde. Im Anschluss werden sie erneut gezeigt werden. The overall length of the videos is about one hour. They will be re-shown at the end of the series.
Auf dem 9:16 Schirm sind die Beiträge täglich von 18 bis 24 Uhr zu sehen:
25. Februar – 5. März + 11. – 18. März 2022
Wolfgang Berndt
≈70m:2217
5. – 11. März + 18. – 25. März 2022
Lindsay Packer
Figure Ground, 2022
Overkiller, 2022
Fly Over, 2022
2 Way Mirror, 2022
Pantomime, 2022
Picture Plane, 2022
Im Anschluss wird ein Wechselprogramm mit Werken von Oliver Siebeck und Carles Valverde bis zur Derniere gezeigt. Details folgen in Kürze.
[1] Angesichts des aus aktuellen Gründen noch dringlicher gebotenen energiesparenden Verhaltens ist dieser Schritt folgerichtig. Eine weiterhin auf 24/7 ausgelegte Präsentation ist unter diesem Aspekt unangebracht.
____EN____
From mid-February through March 2022, drj art projects will be staging an extended Street Screening: in addition to the 9:16 monitor on the outside window of Leberstrasse 60, the entry space will be transformed into a film stage: video works by artists from the extended drj programme will be shown there on a screen as wide as the room. These can be viewed through the store window from the outside.
Participating artists are Monika Brandmeier, Christoph Brech, Jan van Munster and Lindsay Packer for the widescreen films, as well as Wolfgang Berndt, Carles Valverde and Oliver Siebeck at 9:16.
Premiere delayed to February 25, 2022, 6 pm – due to the hurricane Zeynep.
The 9:16 monitor will run daily from then on, starting at 6 pm and ending at midnight. [1] The widescreen films will be shown weekly, always on Fridays from 6 pm, on these dates: March 4, March 11, March 18, 2022. The final screening will be on March 25, 2022.
[1] In view of the current need for even more urgent energy-saving behaviour, this step is logical. A presentation that continues to be conceived as 24/7 is inappropriate from this point of view.
— April 10 through May 21, 2022 drj · April 8 through May 7, 2022 HAUNT —
drj art projects Leberstrasse 60 · D-10829 Berlin OPENING HOURS at present: Daily by appointment and Friday 3 to 7 pm, Saturday 2 to 6 pm
___EN___ [Deutsche Fassung unten]
drj art projects and Frontviews feature a cooperative exhibition on textile art of the 21st century.
As stated in the subtitle of the project, textile bares in itself a universe of its own – as within human existence, so within art. In order to find an authentic access on this complex, the exhibition focuses on the artists themselves. The basic assumption is this: Since the participating artists have actively committed themselves to working in this field of art, it is given that they are all aware of the meta-context and have positioned themselves personally in relation to it. Thus, by themselves and their works, the artists incorporate the whole project per se and obviously. In this manner – without trying an external approach – this exhibition setting relies in the trust of the artistic praxis by itself.
Inherent questions about the specifics and practice of the medium, as well as its relevance for the present and future of contemporary art, include these: _ What kind of specific quality offer woven media, so that they are the choice of so many artists today? _ Do networking, mutually supportive structures require specific techniques and actors? _ Are gender, consciousness of tradition or cultural background decisive artistic factors? _ Does thinking in textiles and transferring it into works of art mean taking up a special position with regard to society?
Based on spatial composition of the works and by the interaction of all the project’s elements, including people, artworks, organizers and venues, this exhibition creates a simultaneously individual and collective statement on the theme: a temporary fabric of material and social praxis. A publication will also reflect this. In addition to the images documenting the exhibitions, the focus will be again on the artists: The core of the book will consist of comments on their stance and the artworks.
Artists participating
Alke Reeh [*1960/70 · DE]
Stephan Ehrenhofer [*1964 · AT]
Esther Seidel [*1964 · DE/IT]
Bettina Allamoda [*1964 · US]
Robert Gschwantner [*1968 · AT]
Haleh Redjaian [*1971 · DE/IR]
Anja Schwörer [*1971 · DE]
J Stoner Blackwell [*1972 · US]
Aiko Tezuka [*1976 · JP]
Kathrin Köster [1981 · DE]
Alana Lake [1981 · GB]
Tristan Schulze [*1982 · DE]
Samantha Bittman [*1982 · US]
Nele-Marie Gräber [*1983 · CH]
Yasuaki Kuroda [*1986 · JP]
Natalie Reusser [*1988 · CH]
Justina Moncevičiūtė [*1988 · LT]
drj art projects Leberstrasse 60 · D-10829 Berlin ÖFFNUNGSZEITEN bis auf Weiteres: Täglich auf Verabredung sowie Freitag 15 bis 19 Uhr und Samstag 14 bis 18 Uhr
___DE___
—t—e—x—t—i—l—e— Artists and their works from the universe of fabrics and inter-weaving techniques
Ein drj Ausstellungsprojekt in Kooperation mit Frontviews//HAUNT
— 10. April bis 21. Mai 2022 drj · 8. April bis 7. Mai 2022 HAUNT—
drj art projects und Frontviews zeigen eine kooperative Doppelausstellung zur Textilen Kunst des 21. Jahrhunderts.
Wie im Untertitel des Projekts vermerkt, ist das Textile an sich ein eigenes Universum – wie im gesamten menschlichen Daseins, so auch in der Kunst. Um eine relevante Aussage zu diesem Komplex zu treffen, fokussiert die Ausstellung darum die Kunstschaffenden selbst.
Die Grundannahme ist diese: Da sich die teilnehmenden Künstler:innen aktiv entschlossen haben, auf diesem Feld der Kunst zu arbeiten, ist davon auszugehen, dass sie alle um den Meta-Zusammenhang wissen und sich persönlich dazu positioniert haben. Darum ist er so, durch sie selbst und ihre Werke, dem ganzen Projekt per se und selbstverständlich implizit.
Zugrunde liegende Fragen nach Spezifika und Praxis des Mediums, sowie deren Relevanz für Gegenwart und Zukunft der zeitgenössischen Kunst, sind etwa diese:
_ Bedingen vernetzende, einander Halt gebende Strukturen, spezielle Akteur:innen und Positionen? _ Sind Gender, Traditionsbewusstsein oder kultureller Hintergrund entscheidende künstlerische Faktoren? _ Bedeutet textiles Denken und übertragen desselben in Kunstwerke, sich gesellschaftlich speziell zu positionieren?
Anhand der ausgestellten Werke und durch das Zusammenwirken aller Elemente dieses Projekts – Personen, Kunstwerke, Veranstaltende und Orte – entsteht so ein fundiertes und kollektives Statement zum Thema.
Eine Publikation wird dies darüber hinaus festhalten. Neben den Abbildungen der Ausstellungen werden auch dort die Künstler:innen im Zentrum stehen: Das Herzstück des Buches werden persönliche Kommentare zu ihrer Haltung und zu den Arbeiten sein.